In den österreichischen Alpenraum kehren vermehrt große Raubtiere wie Wölfe, Bären und Goldschakale zurück. Auf unseren Almen werden seit den Auftrieben im Frühjahr zahlreiche Risse durch Wölfe beklagt. Mit Landesverordnungen gehen etwa Tirol und Kärnten gegen so genannte Risiko- oder Schadwölfe vor. Sie erlassen zeitlich und örtlich beschränkte Abschussbescheide, um Wölfe, die vermehrt Nutztiere reißen und oder sich wiederholt in der Nähe von Siedlungsgebieten aufhalten, zu entnehmen. Durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU ist der Wolf unter besonderen Schutz gestellt. Herdenschutzmaßnahmen (Behirtung, Herdeschutzhunde, Nachtpferche, Weidezäune) sind im Alpenraum nach derzeitigem Stand nur bedingt umsetzbar bis wenig erfolgreich und sehr teuer. Wie mit der wachsenden Wolfspopulation in Österreich und damit zusammenhängenden zahlreichen Schafsrissen umgegangen werden kann, darüber entspinnen sich derzeit viele Debatten.
Thomas Strubreiter teilt Erfahrungen im Video
Archebauer Thomas Strubreiter von der Archealm am Seewaldsee im Salzburger Tennengau hat im Interview mit unserem Almfuchs seine Erfahrungen mit großen Beutegreifern in Schweden geteilt. Er lebt zeitweise im schwedischen Jämtland und beschreibt die Situation dort. „In Schweden haben wir eine hohe Dichte an Wildtieren, an Bären, an Luchsen, Wolverine (Bärenmarder, Anm.). Diese Tiere werden dort oben jagdlich bewirtschaftet wie alle anderen auch“, sagt Strubreiter im Videointerview. Durch die Bejagung und Bewirtschaftung sei „die natürliche Scheu vor dem Menschen“ dort vorhanden. „Die Tiere sind hochintelligent. Die wissen, wenn ich mich den Menschen nähere, ist das eine Gefahr.“
Im dicht besiedelten Österreich würde sich die Situation anders darstellen: „Ein richtiger Naturraum ist in Österreich ganz, ganz selten, es ist hier Kulturlandschaft. Die Kulturlandschaft wird mit Nutztierrassen bewirtschaftet. Da muss man aufhören, dass man einzelne Dinge über alles stellt und aus dem Gesamten herausnimmt“, erklärt der Salzburger Archebauer und denkt über eine Bewirtschaftung aller Wildtiere nach. „In Kulturlandschaften ist es so: Jedes Wild, das nicht in irgendeiner Form bewirtschaftet wird, macht Probleme. Das ist bei Rotwild und Wildsauen nichts anderes. Warum nimmt man die großen Beutegreifer hier heraus?“
Unser Almfuchs hat mit Thomas Strubreiter über seine Archealm am Seewaldsee in diesem Video hier gesprochen. Das Video zu dortigen Tiervielfalt gibt es hier zum Nachsehen!
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