Auf der Rettenegghütte auf 1222 Metern Seehöhe im Gebiet der Postalm im Salzburger Tennengau treffen traditionelle Almbewirtschaftung und Gastlichkeit sowie moderne Vermarktungsideen wie Yoga auf der Alm und ein eigener Instagram-Auftritt aufeinander. Unser Almfuchs hat mit Hüttenwirtin und Sennerin Petra Gsenger gesprochen, die diese neuen Zeiten auf ihrer Alm eingeläutet hat.
Auf der Postalm, im größten Almgebiet Österreichs mit Hochgebirgsanschluss verbringen Kühe, Rösser und Schafe von ca. 70 Betrieben aus Abtenau und dem oberösterreichischen Strobl ihren Almsommer. Und natürlich diejenigen, die die Tiere betreuen und darüber hinaus auch die vielen Gäste, die es hier heraufzieht.
Hüttenwirtin und Sennerin in einer Person, ist Petra auf der Rettenegghütte für Tier- und Gästewohl verantwortlich. Dabei wird sie tatkräftig von ihren Eltern unterstützt. Die Milch der zweimal täglich gemolkenen Kühe vom eigenen Hof wird zu Almkäse verarbeitet. Das Speisenangebot basiert hauptsächlich auf Produkten, die auf der Alm selbst oder im Talbetrieb erzeugt werden.
Den ganzen Tag alle Hände voll zu tun
Petra beantwortet mir geduldig meine Fragen: Wie sie diese Mehrfachbelastung auf die Reihe bringt. wie ihre Tagesroutine aussieht, falls es die überhaupt gibt, ihr „Krisenmanagement“, wenn etwas aus dem Ruder läuft, was auf Almen ja vorkommen soll.
„Wenn alle Gäste auf einmal kommen, wird es schon stressig. Denn ich bewirtschafte die Hütte zusammen mit meiner Mama alleine. Die Leute, die zu uns kommen, haben aber Zeit. Sie sind entschleunigt, waren vorher wandern und freuen sich, wenn sie die Produkte und Ausblick genießen dürfen“, erzählt Petra.
Besonders interessiert mich die Interaktion mit ihren Gästen, also was Petra sozusagen über ihre Dienstleistung als Hüttenwirtin hinausgehend diesen vermittelt, mitgibt. „Die Gäste beeinflussen die Alm. Es ist eine positive Beeinflussung für uns. Wir freuen uns, wenn die Gäste es bei uns genießen, wenn es ihnen schmeckt und sie sehen, wie schön es hier ist. Das freut uns auch.“ In einem eigenen Video auf unserem Portal findest du Petras Ansichten zum Thema: Tourismus und Almwirtschaft: Fluch oder Segen?
Und ich will von Petra wissen wie ihre Erfahrungen mit „Yoga auf der Alm“ und ihrem Instagramprofil sind. „Im heutigen Zeitalter passt es gut, wenn man online auf Instagram dabei ist. Es sehen viele, auch Junge, und es ist eine gute Werbung.“
Liebevoll gepflegtes Alm-Schmuckkästchen
Die Retteneggütte mit aussichtsreicher Terrasse präsentiert sich ihren Gästen als liebevoll gepflegtes Alm-Schmuckkästchen. In hölzernen Trögen sprießen Almkräuter, die Tische zieren liebevoll gebundene Almblumen-Sträußchen. Geöffnet ist sie von Ende Mai bis Anfang Oktober. Die Rettenegghütte ist übrigens „Käse-Alm” der Genussregion Tennengauer Almkäse , sowie Mitglied des Salzburger Almsommers.
Altehrwürdige Almgebäude. Traditionelle Almkäserei. Die Familie von Petra führt die Hütte bereits in der vierten Generation: Die Jüngste, Petra, geht neue Wege der Vermarktung und postet fleißig im Internet. Warum sollte man im Social-Media-Zeitalter etwas so Bildgewaltiges, wie die Almlandschaft, in der die Rettenegghütte eingebettet ist, nicht gebührend in Szene setzen?
Unsere Almen sind jahrhundertealt, deshalb aber noch lange nicht altbacken. Tradition und Moderne schließen sich nicht aus, das zeigen viele unserer Almen. Altes Handwerk und modern geführte Almen, darüber liest du auf unserer Webseite!
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