Kein Ski-Vergnügen ohne flächendeckende Almwirtschaft

…Prächtiger Schnee und Wintersonne: da treibt es, wie so viele Einheimische und Gäste, auch unseren Almfuchs rauf auf den Berg, raus in die Natur. In die Natur – wirklich? Bei genauerem Hinsehen stimmt das nicht ganz. Wo immer ihr eurem Skiivergnügen frönt, sei es auf der Piste oder abseits davon, auf einer Skitour, könnt ihr das nur, weil unsere Alm- und Bergbauern mit ihrem Vieh die steilen Flächen seit Jahrhunderten schon mühsam freihalten. Von „Natur aus“ würdet ihr sonst überall ganz schnell im Wald stehen…

Ca. 50 bis 60 Prozent der Skipisten im Bundesland Tirol (in den anderen Alm-Bundesländern wird es nicht viel anders sein) befinden sich auf Almflächen, zum Beispiel auf der Brunnalm im Spertental, die mitten im Skigroßraum Kirchberg/Kitzbühel liegt. Der überwiegende Rest der Pistenkilometer erstreckt sich im angrenzenden Bergbauerngebiet, wie Tourismusforscherin Theresa Mitterer-Leiter im Video-Interview erklärt.

Aber auch der Variantenfahrer und die Tourengeherin kommen ihrer Leidenschaft zuallermeist auf jenen mehr oder weniger steilen Flächen nach, auf denen Ziegen, Schafe, Rinder und Pferde ihre Sommerfrische verbringen. Dieses Almvieh hindert die Natur nämlich durch ausgiebiges Abweiden daran, zur ursprünglichen Vegetation zurückzukehren. Und das bereits seit vielen Jahrhunderten, in denen hart arbeitende Hirten und Sennerinnen die Almtiere betreuen.

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Die natürliche Vegetation des Alpenbogens wäre dichter Wald
Fast der gesamte Alpenbogen war nach dem Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher vor ca. 10.000 Jahren dicht bewaldet und das vom Talboden, bis hinauf in lichte Höhen von 2.000 bis 2.400 Metern.

Eine sorgfältige Almwirtschaft, also gezieltes Roden und regelmäßiges Abgrasen haben in diesem geschlossenen Wald, „Inseln der Kultur“ geschaffen. Damit ist auch die Waldgrenze im Alpenraum im Laufe der Jahrhunderte um etwa 300 Meter nach unten gerutscht. Der Klimawandel drückt sie seit einigen Jahrzehnten aber tendenziell wieder nach oben.

Fest steht, dass wir ohne flächendeckende Almbewirtschaftung in den Alpen sehr rasch wieder alle „im Wald stehen“ würden. Und im Wald fährt es sich nicht gut Ski, wie alle wissen, die das unfreiwillig schon einmal probiert haben.

Auf einer prächtigen Skitour mit gleich zwei Überschreitungen vom Alpbach- ins Zillertal und wieder zurück, habe ich das Almgebiet von insgesamt sechs Almen durchkreuzt. Ich habe ein kurzes Video gemacht, in dem ihr die mosaikartigen Almfläche wunderbar erkennen könnt: Weide-Inseln von Wäldern eingefasst bis hinauf zur Waldgrenze. Im steilen Gipfelbereich, oberhalb davon, grasen im Sommer die Schafe und verfestigen mit ihren „goldenen Hufen“ die dünne Grasnarbe und halten den Aufwuchs kurz. Das beugt nicht nur der Erosion vor, sondern auch Gleitschneelawinen.

Etwas unterhalb weidet meist Jungvieh und in den flacheren, fetteren Almmatten stehen die Kühe. Zusammen gestalten sie, die für unser Auge so attraktive, abwechslungs- und artenreiche Welt unserer Almen und machen diese nebenbei für unser Ski-Vergnügen erst befahrbar.

Unsere Almen suchen im Winter Personal für den Sommer
Jetzt im Winter suchen viele unserer Almen noch geeignetes Personal für den Sommer. Auf der Stellenbörse auf almwirtschft.com geht es heiß her. Beim Anblick der vielen, vielen Wintersportfans an diesem herrlichen Tag kommt mir der Gedanke, ob es vielleicht dem einen oder anderen, der sich heute auf den Almflächen austobt, in den Sinn kommen mag, sich auf eine Almstelle zu bewerben? Wenn ihr euch jetzt angesprochen fühlt, dann gebt euch einen Ruck und schaut auf der oben verlinkten Stellenbörse vorbei. Hier gibt’s noch ein paar Tipps, die euch auf der Suche nach eurer Traum-Alm nützlich sein können.

Nur Mut und alles Gute wünscht euch euer Almfuchs!

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