Das Eine profitiert vom Anderen und umgekehrt: Die saftigen Almweiden mit selten gewordenen Kräutern und Blumen bleiben durch die naturbelassene, geschützte Bergwelt des Nationalparks intakt. Die Artenvielfalt des Nationalparks wiederum wird durch die Beweidung im Almgebiet rund um den Hengstpass enorm hoch gehalten. Gepflegte Almflächen und wilde Wälder sind kein Gegensatz. Sie fördern sich gegenseitig. Im Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich kann man das große Miteinander gut beobachten.
Unser Almfuchs hat hier im Almgebiet am Hengstpass zwischen traumhafter Bergkulisse, unberührten Wäldern und traditioneller Bewirtschaftung Michaela Hollnbuchner getroffen. 2023 hat sie erstmals die Schaumbergalm oberhalb von Rosenau am Hengstpass bewirtschaftet, sie ist im Besitz der Agrargemeinschaft Schaumbergalm in Großraming. Die Hütte liegt auf 1.180 Metern Seehöhe zur Gänze im Nationalpark, der im Sommer 1997 eröffnet wurde und derzeit 20.856 Hektar groß ist.
Almen und Nationalpark „vertragen sich wunderbar“
Wie sich Almen und Nationalpark vertragen, will ich von Michaela wissen. „Wunderbar vertragen die sich“ meint Michaela. Der gemeinsame Nenner laute „Erhalt der Artenvielfalt“. Michaela war es daher ein wichtiges Anliegen eigene Tiere von alten Nutztierrassen auf die Alm zu holen.
Mit den Rangern des Nationalparks versteht sich Michaela bestens, weshalb diese zwischen ihren geführten Wanderungen auch gerne mit ihren Gästen bei ihr einkehren. Auch auf der persönlichen Ebene herrscht offensichtlich ein gelebtes Miteinander von Almwirtschaft und Nationalpark. Dem von ihr wie von den Nationalparkverantwortlichen bevorzugten „sanften Tourismus“ wird Platz und Zeit eingeräumt. Almgäste können nur mit Rad oder zu Fuß zur Alm gelangen. Diese schätzen „die Weite, diese Stille, die Tiere und das schöne Almleben heroben, das ist für sie spürbar““, erzählt Michaela.
Viele verschiedene Tiere auf der Schaumbergalm
Mit ihrer bunten Tierschar – rund 80 Stück Galtvieh von Bauern und Bäuerinnen aus Großraming sowie zwei eigenen Pinzgauer Milchkühen, Ziegen und sogar Esel Willi bewirtschaftet Michaela – gemeinsam mit Moritz – die Almflächen im geschützten Gebiet nachhaltig. Schweine, Hühner und Katzen zählen ebenfalls zum lieben Almvieh.
Viele verschiedene Tiere hier heroben zu haben, war Michaela wichtig. „Die gehören zum Almbild dazu“, sagt sie. Außerdem leisten sie gute Dienste bei der Almpflege. „Ziegen fressen etwas ganz Anderes als wie Kühe. Sie fressen die ,Woad‘ zusammen – und eine gute Almmilch.“ Diese verarbeitet Michaela selbst zu Topfen für ihren weitum bekannten Topfenstrudel sowie Frisch- und Schnittkäse, Joghurt und Molke. „Unser Almesel Willi hat eine besondere Aufgabe, weil er ein wenig die Disteln frisst und auch die Weide zusammen putzt. Seit der Willi da ist, haben wir rund um die Schaumbergalm nicht mehr Rasen gemäht.“
Feichtaualm ebenfalls im Nationalpark gelegen
Die Schaumbergalm ist übrigens nicht die einzige Alm im Nationalpark Kalkalpen. Nur ein paar Steinwürfe plus Katzensprünge entfernt liegt die Feichtaualm, nicht weniger pittoresk zu Füßen des Hohen Nock, des höchsten Gipfels im Nationalpark. Ich hatte Mitte Juli d.J. die Gelegenheit diese Alm im Rahmen eines Bergwaldprojekts des Alpenvereins zu besuchen und einen Video-Beitrag darüber zu gestalten. Auch ein kleines Portrait der Alm und ihrer beiden „guten Seelen“ Rosa und Gerhard Rettenbacher findest du auf unserem Portal.
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