Facebook lässt mich in diesen Tagen auffällig oft wissen, dass Lämmer leben wollen, als wüsste ich das nicht. Es sei geradezu unmoralisch und verwerflich, wenn wie jetzt zu Ostern, Lämmer geschlachtet werden, um die feierliche Ostertafel damit kulinarisch zu krönen. Ist das so? Ist es ethisch nicht zu rechtfertigen, dass wir Tiere halten, um sie letztlich zu verspeisen? Sind wir Menschen unseren Lämmern ganz und gar keine guten Hirten, sondern Feinde wie die Wölfe und gar schlimmer als diese? Letztere würden ja nur dem Ruf ihrer Natur folgen, wir Menschen aber, die wir vernunftbegabt und moralischen Argumenten zugänglich sind, müssten es besser wissen?
Es ist klar, aus welcher Richtung diese Stimmen an mein Ohr dringen, an mein Gewissen appellieren. Vegan oder vegetarische bewegte Menschen klagen hier an und setzen sich zugleich damit aufs hohe Moralross. Ich will sie von dort oben gar nicht runterholen. Ich überlasse es gerne jedem und jeder selbst, nach welchen Richtlinien er oder sie sich ernährt.
Der gute Hirte als Hüter der Schafe
Für mich aber hinkt der Vergleich des (guten) Hirten mit dem Wolf ganz gewaltig und spätestens an diesem Punkt erhebe ich energischen Einspruch: Ein guter Hirt bzw. Schafhalter widmet sich Zeit seines Lebens mit vollem Einsatz dem Wohl seiner Schafe und Lämmer. Er sorgt dafür, dass sie genug zu fressen haben, schützt sie vor Unwettern, Parasiten und Krankheiten ebenso wie vor Fressfeinden, wie dem Wolf.
Die Bibel ist voller Bilder vom guten Hirten, aber nirgendwo ein Hinweis darauf, dass dieser seine Lämmer nicht töten dürfe, um „gut“ zu bleiben. Wer wie unsere Vorfahren über Jahrhunderte und Jahrtausende von Schafen und Lämmern leben musste in einer kargen Natur wie den Steppen des Vorderen Orients oder unseren Alpen, wo nun Mal hauptsächlich Gras wächst, kommt ums Töten seiner geliebten Tiere nicht herum und er wird dies möglichst stress- und schmerzfrei gestalten.
Der Wolf und die Schafsherden
Und der Wolf? Der hat Hunger und kein bisschen moralische Dünkel, wenn er Schafe und Lämmer bei lebendigem Leib anknabbert, wenn ihm das Töten zu aufwendig ist, was leider nur zu häufig vorkommt. Wer einmal derart vom Wolf zugerichtete Schafe qualvoll verenden gesehen hat, wird verstehen, dass Schafbesitzern, Hirten und Hirtinnen dieser Anblick unerträglich ist und der Vergleich Wolf-Hirt, Letzterem zu tiefts Unrecht tut.
Das Osterlamm als religiöses und vorreligiöses Frühlingssymbol und der gute Hirt passen also wunderbar zusammen. Der Tod hat seinen Platz mitten im Leben. Auch davon kündet das Frühlingfest zu Ostern.
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