Bergland- und Almwirtschaft sichern unsere steil gelegenen Ortschaften

… Wer wie unser Almfuchs mit offenen Augen durch die Bergwelt wandert, der erkennt an vielen Stellen die Auswirkungen unserer geschlossenen Bergland- und Almwirtschaft. Gerade auch dort, wo sich diese schleichend oder auch dramatisch schnell im Rückzug befindet. Wo unser Alpvieh als gewissermaßen natürlicher Stabilisator von steilen Flächen mehr und mehr verschwindet, verlieren wir im wahren Sinn des Wortes Grund und Boden unter unseren Füßen.

Auf einer Rodeltour im Bereich der Gogles-Alm im Tiroler Oberinntal fällt mein Blick auf die gegenüberliegende Talseite, wo der Weiler Hochgallmigg am steilen Hang klebt, eine von sieben Fraktionen der Gemeinde Fließ. Hörerinnen und Hörern, sowie Leserinnen und Lesern von Regionalmedien dürfte der Name im vergangenen Jahr kaum entgangen sein, denn der kleine Ort hat im Jahr 2023 immer wieder für wenig erfreuliche Schlagzeilen gesorgt. Die Hochgallmigger hätten wahrscheinlich gerne auf diese temporäre Bekanntheit verzichtet.

War mit der L312 die einzige Verbindung ins Inntal im Laufe des ganzen Jahres immer wieder von Murenabgängen betroffen, kam es ausgerechnet zwischen Weihnachten und Neujahr zu einem massiven Felssturz. Ein Hang mitsamt der Straße drohte abzurutschen, die „Lebensader“ des Weilers musste gesperrt und gesichert werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Hochgallmigg waren über die Feiertage von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Luftbrücke wurde eingerichtet.

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Extremes Wetter und alpin gelegene Orte
Hochgallmigg steht hier beispielhaft für viele Orte im alpinen Gelände. Natürlich gibt es keinen 100-prozentigen Schutz gegen derlei Ereignisse, die zumeist im Zusammenhang mit Extremwetterereignissen stehen. Steile Flächen im alpinen Raum können dann ganz einfach in Bewegung geraten. Überall, wo dadurch menschliche Siedlungen und/oder Infrastruktur bedroht sind, bietet der Wald einen guten Schutz. Allerdings agieren unsere Nutztiere als natürliche Stabilisatoren auf den steilen Hängen und stellen somit die wirksamste und langfristigste Form der Vorbeugung solcher „Naturkatastrophen“ dar.

Ihr schleichender Rückzug gerade aus den sogenannten „Grenzertragsregionen“, in denen die extrem aufwendige Bewirtschaftung nur einen geringen landwirtschaftlichen Ertrag abwirft, stellt eine echte Bedrohung für das Überleben solcher Standorte dar.

Wir wollen es den Hochgallmiggern und allen anderen Orten in ähnlicher Lage nicht wünschen, aber Beispiele im Alpenraum gibt es genug, bei denen sich ausgehend von der Stilllegung von Almen, über das Auflassen der Heimbetriebe ein Exodus ganzer Orte und Talschaften vollzogen hat. Ein Blick über unsere Grenzen hinaus ins Piemont oder ins Trentino genügt: Es ist die Alm- und Berglandwirtschaft und nicht der Tourismus allein, der letztlich das dauerhafte dörfliche Überleben im ausgesetzten alpinen Raum gewährleistet.

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