In Österreich verbringen etwa 100.000 Schafe den Sommer auf unseren Almen. Die Herdentiere haben hierzulande einen besonderen Stellenwert, da ihre Wolle ein sehr begehrter und vielseitiger Rohstoff ist. Sie wird häufig zu nachhaltiger Kleidung verarbeitet, hat aber auch einen großen Nutzen für unsere Häuser und Gärten.
Bergschafe verbringen den Winter im Tal und ihren Sommer auf den Almen Österreichs. Sie sind robuste Nutztiere, die alle Voraussetzungen für einen sicheren Almsommer mitbringen. Ihre Klauen und Gelenke sowie ihr Vlies – die Schafwolle – bieten ihnen Schutz. Unwegsames Gelände auf Hochalmen sowie Niederschläge und Kälte machen Schafrassen wie beispielsweise dem Braunen Bergschaf, dem Tiroler Bergschaf oder auch dem Alpinen Steinschaf nichts aus. Ab den Monaten Mai und Juni können die Schafe saftige Wiesen voll mit wertvollen Bergkräutern genießen und die Felder rund um die Almen abgrasen, dort wo es für andere Almtiere, wie die Kuh, zu steil und steinig ist.
Die Almschafe werden zweimal geschoren. Einmal im März, sodass ihr Wollansatz bis zum Almauftrieb wieder leicht nachwachsen kann. Das hilft dem Tier dabei, gut gegen die Witterungsverhältnisse auf den Almen geschützt zu sein. Die zweite Schur findet statt, wenn die Schafe im Spätsommer von der Alm zurückkehren. So kann das Schafsvlies nachwachsen, bevor im Tal der Winter hereinbricht.
Schafwolle als Alleskönner
Nach der Schur wird die Wolle gewaschen. Mit speziellen Bürsten werden die Fasern dann in eine Richtung gekämmt – was man in der Fachsprache „kadieren“ nennt. Nun wird das Material gesponnen, sodass die Wolle im Anschluss zu Kleidung, Decken oder Polstern verarbeitet werden kann. Auch Schuhe, Patschen oder Füllmaterial für Winterjacken werden daraus hergestellt. Hier werden Kunststoffe durch das wertvolle Naturmaterial ersetzt. Die Wolle ist nicht nur umweltschonender, sondern eignet sich sogar besser zur Isolierung.
Natürlicher und langwährender Pflanzendünger
Bekleidung und Textilien sind nicht die einzigen Verwendungszwecke der nachhaltigen Schafwolle. Der wertvolle Rohstoff von der Alm wird auch zu Pflanzendünger verarbeitet.
Die Wolle ist reich an Kalium und Phosphor und eignet sich besonders gut dafür ausgelaugte Gärten mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Der Schafwolldünger ist in Form von Pellets erhältlich. Die Rohwolle kann auch als Fressschutz gegen Insekten und Schnecken im Garten oder Hochbeet verteilt werden. Das von Natur aus enthaltene Wollfett – „Lanolin“ wie es in der Fachsprache heißt – ist bei Schädlingen unbeliebt und hält sie deshalb fern.
Das Haus im Schafspelz
Eine weitere Option für die sinnvolle Nutzung der Wolle von Bergschafen ist die Wärmedämmung von Gebäuden. Zur Verwendung für Außen- und Fassadendämmung wird die Wolle speziell aufbereitet und zu Matten gepresst. Diese Matten gelten als langlebig, geruchsneutral und bieten Schall- und Kälteschutz. Die Wolle der Bergschafe ist als wertvoller, nachwachsender und vor allem nachhaltiger Rohstoff nicht mehr wegzudenken, und hier in Österreich kommt er direkt von unseren Almen.