Um das Jahr 1480 herum war die kleine Gemeinde St. Leonhard in großer Geldnot. Weil die Dorfbewohner aber dennoch eine Kapelle bauen wollten, baten sie die reichen Arzler im vorderen Pitztal um einen Kredit.
„Gut, wir leihen euch das Geld!“, sagte der Ortsvorsteher von Arzl.
„Aber wir wollen es auf Tag und Stund genau in drei Jahren zur dritten Nachmittagsstunde wieder zurück. Gelingt euch das nicht, so fallt das ganze Almgebiet im hinteren Pitztal in unseren Besitz!“
Die St. Leonharder willigten in diese Bedingung ein. Sie waren ganz sicher, die geliehene Summe pünktlich zurückzahlen zu können.
Doch als am vereinbarten Tag ein St. Leonharder Bote mit dem zurückzuzahlenden Geld nach Arzl kam, waren weder der Ortsvorsteher noch die Gemeindeoberen zu sprechen.
Der Bote versuchte verzweifelt, irgendjemanden zu erreichen, aber der schlaue Ortsvorsteher hatte allen Arzlern befohlen, sich zu verstecken, damit der Geldbote auf jeden Fall zu spät käme. Durch diesen feigen Betrug fiel das wertvolle Almgebiet am Fuße des Mittagskogels bis hinauf zum Rifflsee in Arzler Besitz.
Aber der hinterlistige Ortsvorsteher, der den Betrug eingefädelt hatte, konnte sich nicht lange darüber freuen, denn bald darauf wurde er plötzlich krank und starb. Seit diesem Tag ist er dazu verdammt, jedes Jahr in der Heiligen Nacht mit dem gerollten Kreditvertrag unter dem Arm heulend durch die Kitzgartenschlucht Richtung Taschach zu ziehen.
Dieser heulende Taschachputz hat schon viele Talbewohner und Besucher erschreckt. Er kann nur dann erlöst werden, wenn man ihm die betrügerische Schriftrolle fortnimmt. Doch das hat sich bis heute noch niemand getraut.
Quelle: Tiroler Sagen, (Weninger 2018: 67ff.)