Lexikon der Almpflanzen: Alpenrose

…Typisch für die Bergweiden sind die purpurrot blühenden Alpenrosen. Die giftige Pflanze ist einerseits Platzräuber und verdrängt andere wichtige Futterpflanzen, andererseits bietet sie Birkhühnern einen Lebensraum und Bienen eine Weide. Dr. Andreas Bohner von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein klärt im Lexikon der Almpflanzen auf.

Was gedeiht, wächst, sprießt und blüht auf den Almen: Die Biodiversität auf unseren Almflächen ist enorm. Wir dürfen das Lexikon der Almpflanzen von Dr. Andreas Bohner, Boden- und Vegetationsökologie, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, öffnen. Seine Beiträge sind seit 2020 zunächst im Fachmagazin „Der Alm- und Bergbauer“ erschienen.

Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum)
Aussehen
Rosa oder purpurrot blühende Alpenrosen prägen das Bild unserer Almen und Alpen. Das Heidegewächs ist ein reich verzweigter Strauch, der bis zu einem Meter hoch werden kann. Alpenrosen treten immer in großen Gruppen oder Herden auf. Ihre Blätter sind immergrün, die Unterseite ist zunächst gelbgrün und später bei der Rostblättrigen Alpenrose rostbraun. Die sechs bis zwölf Blüten befinden sich am Ende der Zweige (der Blütenstand ist „endständig“). Zwischen Mai und Juli – je nach Höhenlage – steht sie in voller Blütenpracht.

Vorkommen
Die Alpenrose ist in den Zentralalpen weit verbreitet. Sie kann auf bis zu 2.500 Metern Seehöhe wachsen. Die Alpenrose besiedelt frische, karbonatfreie, stark saure, nährstoffarme Böden. Sie hat eine „relativ geringe Kälteresistenz“ und benötigt deshalb einen Schneeschutz im Winter. Außerdem meidet sie windige Standorte. Sie wächst im Lärchen-Zirbenwald und Latschengebüsch sowie auf unternutzten Almweiden.

Bedeutung für Almwirtschaft

  • Wird eine Almweidefläche wenig bis gar nicht mit Weidetieren bestoßen, breitet sich die Alpenrose aus. Ihr Vorkommen deutet also auf eine „Unternutzung“ oder „brachgefallene Almweiden“ hin (meist brachgefallene Bürstlingsrasen).
  • Durch ihre große Ausbreitung – mittels Samen und sich bewurzelnde Zweige („Legtriebe“) –nimmt die Alpenrose anderen wichtigen Almfutterpflanzen den Platz weg (daher nennt man sie auch „Platzräuber“.)
  • Die Pflanze verschlechtert den Almboden durch Bodenversauerung und Bildung von Rohhumus.
  • Durch Schwenden und eine Änderung der Almbewirtschaftung (mehr Vieh, Koppelweidehaltung) kann die Alpenrose zurückgedrängt werden. Für das Schwenden eignet sich der Freischneider (Motorsense).

Wissenswertes

  • Die Rostblättrige Alpenrose kann über 100 Jahre alt werden.
  • Die Blätter sind stark giftig.
  • Alpenrosenheiden sind der Lebensraum für Birkhühner. Das Heidegewächs ist eine bedeutende Bienenweide.
  • Als „Alpenrosen-Apfel“ werden Wucherungen an der Pflanze bezeichnet, die von einem Pilz stammen. Zunächst sind diese gelblichweiß, später rot.
  • Die Laubblattunterseite ist rostbraun und am Rand nicht behaart.

Bilder u. Text: Dr. Andreas Bohner

Spannende Beiträge rund um Almpflege und Almwirtschaft

Mit unserem Newsletter keinen Beitrag aus unserem Lexikon verpassen. Jetzt kostenlos anmelden!

Mehr Informationen zu Pflanzen, Wiese und Wald rund um die Almen

Noch mehr zum Thema Almpflanzen

Max Mayr-Melnhof: Geht die Kuh, geht der Hirsch

Max Mayr-Melnhof: Geht die Kuh, geht der Hirsch

Was für eine Ehre und Freude zugleich. Kein Geringerer als der Herr Baron Max Mayr-Melnhof ist meiner Einladung gefolgt und in Begleitung seiner rechten Hand, Birgit Eberlein, von Salzburg aus […]

23. Juli 2024
Weiterlesen
Lexikon der Almpflanzen: Latsche

Lexikon der Almpflanzen: Latsche

Wer eine Wanderung, ob nun in der kalten oder warmen Jahreszeit, zu unseren Almen unternimmt, kommt an ihr einfach nicht vorbei. Schon von Weitem kann man die dunkelgrünen, stacheligen Polster […]

22. Februar 2023
Weiterlesen
Die Alm in der Teetasse

Die Alm in der Teetasse

Der Tee dampft in der Tasse und sofort steigt einem kräftiges Kräuteraroma von der Alm in die Nase. Gerade in der kalten Jahreszeit können die aufgebrühten Schätze aus der Natur […]

9. Dezember 2022
Weiterlesen
“Königin der Alpen”

“Königin der Alpen”

Die Zirbe trägt ihren Adelstitel ganz zurecht. Sie sieht nicht nur majestätisch aus – auch ihre besonderen Fähigkeiten machen sie zu einer gar königlichen Baumart. Auf unseren Almen findet man […]

3. November 2022
Weiterlesen
Pech- und Harzsalben

Pech- und Harzsalben

Baumharze werden seit Jahrtausenden vielseitig verwendet und als besonderes Mittel der Naturheilkunde angesehen. Die Pechsalbe gilt als weitverbreitete Naturarznei, die bei einigen Leiden Wunder wirken kann. Bäume wie die Fichte, […]

8. Oktober 2022
Weiterlesen
Die Bäume und ihre herbstlichen Spezialeffekte

Die Bäume und ihre herbstlichen Spezialeffekte

Rund um die Alm gibt es jetzt besonders schöne Farbspiele zu beobachten: von leuchtendem Gelb, über warmes Orange bis feurigem Rot. Die bunten Blätter und Nadeln der umliegenden Bäume sorgen […]

6. Oktober 2022
Weiterlesen
Beerenstark durch den Winter

Beerenstark durch den Winter

Knallig rote Preiselbeeren, dunkelrote Waldhimbeeren, lila-blaue Heidelbeeren oder dunkelblaue Brombeeren haben uns über den Sommer zahlreiche Wanderungen versüßt. Diese strauchhohen Früchtchen von der Alm schmecken nicht nur intensiv, sie sind […]

1. Oktober 2022
Weiterlesen
Schwenden auf der Planneralm

Schwenden auf der Planneralm

Im Zuge der Tag der Almen nahm ich auf der Planneralm als freiwilliger Helfer teil. Als Niederösterreicher verband ich dies mit einem 3-tägigen Kurz/Wanderurlaub. Das Wetter war perfekt für die […]

12. August 2022
Weiterlesen
Kleines Alm-Baumlexikon

Kleines Alm-Baumlexikon

Von Ahorn bis Zirbe – hier finden Sie eine Übersicht über die gängigsten Baumarten, die in den verschiedenen Alm-Biomen (Almregionen) anzutreffen sind. Zirbe Pinus cembra Kein Baum wird mehr mit […]

4. April 2022
Weiterlesen
Biodiversität und Naturschutz

Biodiversität und Naturschutz

Der Mensch verursachte über viele Generationen die Entstehung und Ausprägung unserer Almlandschaften, indem er dort seine Weidetiere den Sommer über grasen ließ. Die bäuerliche Landwirtschaft ist als eine Art von […]