Sorgenvoll in die Almsaison?

…die Almsaison 2024 beginnt und gleichzeitig legen viele die Stirn in Falten, denn die Sorgen aus den Vorjahren sind auch heuer nicht verschwunden.

Die Angst vor dem Wolf ist nach wie vor groß; gleichzeitig sinkt die Wirtschaftlichkeit von Hütten und Almen.

Von Juni bis September sollen die Almtiere die Sommerfrische auf den rund 8.000 Almen in Österreich genießen. Für die Hirtinnen und Hirten ist der Almsommer allerdings keine Zeit der Erholung. Die Anspannung ist groß: Die Gefahr durch große Raubtiere wie Wolf, Luchs oder Bär Tiere zu verlieren ist nach wie vor gegeben.

Während die Zahl der gezählten Wölfe im Land steigt – 2022 waren es 79 Exemplare, 2023 bereits 96 – sind jedoch deutlich weniger Nutztiere von Wolf und Co. gerissen worden, als noch im Vorjahr. Das liege auch an den landesweiten Abschussfreigaben der jeweiligen „Problemtiere“. 14 Wölfe sind erschossen worden.

Ende April erfolgt der letzte Abschuss eines Wolfes in Außervillgraten in Osttirol. Dort hat ein Wolf sechs Schafe in einem stallähnlichen Unterstand direkt beim Bauernhof getötet und 9 weitere so schwer verletzt, dass sie notgeschlachtet werden mussten. Das Land empfiehlt allen Tierhalterinnen und Tierhaltern, die Schafe und Ziegen auf den Heimweiden mit einem sogenannten wolfsabweisenden Elektrozaun zu schützen, oder die Tiere in der Nacht in einen sicheren Stall zu bringen.

Wie lässt sich diese Empfehlung jetzt auf die Alm umlegen? Lautet auf der Alm die Antwort etwa „Herdenschutz“?

Erste Erkenntnisse aus den Herdenschutzprojekten 2023 liegen mittlerweile vor. Dazu hat sich unser Almfuchs in einer eigenen Beitragsreihe Gedanken gemacht:

Herdenschutz ja; aber nicht unter allen Umständen. Hirten und Hirtinnen sind Mangelware, Hütehunde nicht das Gelbe vom Ei, dazu ist der Herdenschutz aktuell noch zu teuer, vor allem bei kleinen Schafherden.

Die Projekte aus dem Vorjahr werden jedenfalls auch heuer in Tirol fortgesetzt. Landwirte erhalten Zuschüsse für die Anschaffung von Herdenschutzmaterialien, etwa Elektrozäunen.

Wegen der steigenden Kosten und der sinkenden Wirtschaftlichkeit nimmt die Zahl der gealpten Tiere kontinuierlich ab. Wir erinnern uns: Über 6.000 Schafe weniger als 2022 sind im Vorjahr auf die Almen aufgetrieben worden.

Die Prognose für die aktuelle Almsaison ist eigentlich eine gute, doch die Präsenz des Wolfes scheint die Stimmung zu drücken.

Die Almen Österreichs gelten als einzigartige Kulturlandschaft, die über Jahrhunderte durch ihre landwirtschaftliche Nutzung geprägt wurde.

Doch die Almen im Land werden immer weniger. In den letzten 20 Jahren sind rund 1.000 Almen verschwunden. Die Gründe dafür kennen wir: fehlendes Personal, fehlende Wirtschaftlichkeit und in den letzten Jahren kommt ein weiterer Grund dazu, nämlich die Rückkehr der großen Raubtiere.

Landwirtinnen und Landwirte sprechen davon, dass sich der Betrieb der Almen und das Auftreiben nicht mehr lohne. Verschwinden die Almen, verliert Österreich einen Teil seiner Kulturlandschaft und damit ein großes Stück des Tourismuskuchens des Landes. Gleichzeitig wird die Artenvielfalt sinken, denn unbewirtschaftete Almflächen verbuschen, Wald breitet sich aus. Wildtiere finden weniger Nahrung und verlieren ihren Lebensraum.

Dieser Negativtrend ist auch im Tal bereits spürbar. In den vergangenen Jahren sind über 100 Bauernhöfe aufgelassen worden, Investoren, vor allem aus dem EU-Ausland kaufen bäuerliche Immobilien, ohne sie landwirtschaftlich weiterzunutzen.

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