Kräuter stellen sich vor
Große Brennnessel
Urtica dioica
Das zwischen 30 Zentimetern und anderthalb Metern hohe Kraut mit kräftigem Wurzelstock ist eher für seinen Abwehrmechanismus als seine Heilkräfte bekannt. Das charakteristische Brennen nach Kontakt mit den Brennhaaren der grob gesägten, dunkelgrünen Blätter wird durch Kieselsäure verursacht. Nach dem Trocknen, Wässern, Kochen oder Kneten der Brennnessel verliert sie diese Eigenschaft und kann in Salaten, Pestos und Suppen verwendet werden. Sie enthält viel Vitamin A, C, E und ist außerdem reich an Eisen. Als Tee wirkt die Brennnessel harntreibend, blutreinigend und entschlackend.
Die Pflanze ist ein klassischer Stickstoffanzeiger und deutet auf nährstoffreichen Boden hin. Man findet sie im Halbschatten bis knapp unter der Baumgrenze. Sammeln kann man die Blätter von April/Mai bis in den September, die Blüten prägen sich zwischen Juli und September aus. Wer auch die Samen verarbeiten möchte, findet diese ab Ende September. Dicke Handschuhe sind ein Muss, dünne Stoffhandschuhe werden von den Brennhaaren durchdrungen.
Spitzwegerich
Plantago lanceolata
Diese Heilpflanze ist mit ihren schmalen, lanzettförmigen, grundständigen und nach oben zugespitzten Blättern eher unauffällig. Die Blütenstände sind ährenförmig, die Blüte selbst ist klein und weiß. Der Spitzwegerich wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, blutreinigend und harntreibend. Seine Säfte dienen bei Bedarf als natürliches Pflaster und verhelfen bei Abschürfungen, Schwellungen und Insektenbissen zu Linderung. Zudem wirkt er schleimlösend und regt als Tee die Verdauung an.
Spitzwegerich ist wenig wählerisch, was den Boden angeht und ist daher eine der häufigsten Wiesenpflanzen Österreichs. Er wächst bis in eine Höhe von 1.500 Metern und kann von Mai bis Oktober geerntet werden.
Frauenmantel
Alchemilla
Das Blatt dieser Volksarznei besteht aus fächerförmigen, verwachsenen Blattspreiten, in deren Mitte sich bei Tau Wasser sammelt. Die Pflanze ist mit feinen Härchen überzogen, was Unterarten wir den Silbermantel schimmern lässt. Die Tees und Tinkturen, die aus den frischen oder getrockneten Blättern zubereitet werden, helfen bei krampfartigen Schmerzen (einst auch „Frauenleiden“ genannt), Durchfall und Blähungen sowie im Falle einer Entzündungskrankheit.
Der Frauenmantel bevorzugt nährstoffreiche Böden, eine gute Wasserversorgung und viel Licht. Besonders angepasste Unterarten wie der Alpen-Frauenmantel sind in bis zu 2.400 Metern Höhe zu finden. Am besten sammelt man ihn von Mai bis August.
Quendel
Thymus pulegioides
Diese Pflanze ist eng mit dem Thymian verwandt und wird auch Feld- oder Bergthymian genannt. Der Quendel wächst kriechend und bildet dadurch Matten. Die Blätter sind satt grün, die Blütenfarbe variiert zwischen zartrosa und violett. Der Zwergstrauch eignet sich nicht nur als Gewürz, sondern lindert dank seiner antimikrobiellen und krampflösenden Eigenschaften Katarrhe und Verspannungen.
Der Quendel bevorzugt sonnige bis vollsonnige Standorte mit sandigem, lockerem, nährstoffarmem Boden. Im Gebirge findet man ihn je nach Lage bis in Höhen zwischen 1.300 und 2.000 Metern. Er kann von Mai bis August gesammelt werden.
Meisterwurz
Peucedanum ostruthium
Sie ist auch als Kaiserwurz bekannt und wird bis zu einem Meter hoch. Die krautige Pflanze hat große, grünen Blätter und weißen Blütendolden, medizinisch genutzt wird in der Regel aber die Wurzel. Diese wurde mit Alkohol zu Schnaps angesetzt oder zu Pulver und Aufgüssen verarbeitet. In der Volksheilkunde lindern sie Magenbeschwerden, Bronchialleiden und Zahnschmerzen. Die Blätter sind als Tee oder Pesto in der Küche nützlich.
Meisterwurz ist vor allem in Grünerlengebüschen zu finden und bevorzugt Kalk- und Urgestein. Je nach Lage wächst er zwischen 1.400 und 2.700 Metern. Die Blätter werden vorzugsweise im Frühjahr gesammelt, die Wurzel dagegen im Herbst.
Echte Arnika
Arnica montana
Die auch unter dem Namen „Bergwohlverleih“ bekannte Pflanze gehört zu den profiliertesten Heilkräutern der Alpen. Sie wird zwischen 20 und 60 Zentimeter hoch, hat eine gelbe Blüte und ihre Blätter sind paarweise am Stängel angeordnet. Die Blätter am Grund des Krauts wachsen rosettenförmig. In ihrer Wirkung ist die Arnika der häufigeren Ringelblume verwandt. Sie wirkt entzündungshemmend, bakterientötend und beugt Gelenksentzündungen vor. Die Pflanze ist leicht giftig und darf daher nur äußerlich angewandt werden.
Sie meidet Kalk und bevorzugt magere Wiesen mit saurem Boden. Zu finden ist sie bis in Höhen von 2.100 Metern. Die Arnika blüht von Juni bis August, beim Sammeln ist größte Vorsicht geboten. Arnika steht in Teilen Österreichs unter Artenschutz, so auch in Tirol.