Exkurs in die Historie der Almwirtschaft

Kräuter stellen sich vor

…Bedeutung früherer Almwirtschaftsbezeichnungen

Österreichs Almwirtschaft ist zentraler Bestandteil der heimischen Berglandwirtschaft. Österreichs Almbäuerinnen und Almbauern bewirtschaften mit viel Engagement und Idealismus unsere Almen und tragen den Funktionen dieser Kulturlandschaft Rechnung. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung sind vor allem die Erhaltung der Vielfalt, Funktionalität und Schönheit der Bergregionen zentrale Aufgaben und ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag und haben langjährige Tradition – wie auch gewisse Begrifflichkeiten. Was heutzutage Weideflächenbedarf heißt, galt früher beispielsweise als Bestoßung/Stoß. Welche Begriffe sich noch über die Jahre hinweg verändert haben, zeigt unser kleiner Exkurs in die Historie der Almwirtschaftsbezeichnungen.

B

Bestoßung/Stoß
War die Grundlage der historischen Leistungsmaße für den „Flächenanspruch“ (heute: Weideflächenbedarf bzw. Weidebodenbedarf) in der Art von Beziehungsmaßen – ausgedrückt in Verhältniszahlen.

F

Fuß
Viertelter Teil eines Stoßes (Kuhrechtes).

G

Gras/Kuhgras/Kuhrecht
Ursprüngliche erste Viehbesatzeinheit; zur Sömmerung einer Kuh erforderliche Menge an Almweide; drückte den „Flächenanspruch“ (Weideflächenbedarf bzw. Weidebodenbedarf) auf der Basis des Einheitsnenners „Kuh“ ohne Normierung des Tiergewichts und der Weidezeit aus; war nicht mehr als ein aus der Praxis entstandenes angenähertes Vergleichsmaß, durch das die verschiedenen Tierarten (Rind, Pferd usw.) und Tiergattungen (Kuh, Jungrind, Ochs usw.) hinsichtlich ihres „Flächenanspruchs“ zueinander in Beziehung gesetzt wurden (z. B. Kuh 1, 3-jähriges Jungvieh ¾ usw.); auf diese Weise wurden die verschiedenen Tierarten und Tiergattungen auf den gleichen Einheitsnenner gebracht, und zwar später mit dem Nutzungsausdruck „Gras“, „Kuhgras“, „Kuhrecht“ und im Westen (aus der Schweiz kommend) weiterhin „Stoß“ oder „Fuß“.

K

Klaue
Halber Teil eines Fußes Weide (ist gleich 1/8 Stoß).

Kuheinheit (KE)/später Normalkuh bzw. Normalrind
Gras, Kuhgras bzw. Kuhrecht mit Normierung auf ein einheitliches Gewicht von 500 kg – war somit eine Viehbesatzeinheit mit einem Rind von 500 kg Lebendgewicht „ohne Rücksicht auf Rasse und Leistung“ und ohne Angabe der Weidezeit; bei alten „Servitutsvergleichen“ (richtig: Weidenutzungsrechtevergleichen) ursprünglich üblich: 2/3 KE (Kuheinheit) wurde als Normalrind bezeichnet.

N

Normalkuhgras (NKG)/Normalstoß
Für eine Kuheinheit (KE) bzw. später ein Normalrind zur Sömmerung mit 100 Weidetagen erforderliche Weidemenge; mittels NKG konnten überschlagsmäßig zeitliche und räumliche Vergleiche verschiedener Almen bzw. Weideflächen angestellt werden; Ausdrucksweise in späterer Zeit: Futterbedarf einer GVE (500 kg) in 100 Weidetagen.

W

Weidemittelheu (WMH)
Ertrag an Weideheu mittlerer Güte; d. h. mit einem Stärkewert von 31 kg je 100 kg Heu
(entspricht heute ca. 4,6 MJ NEL), womit jene Menge Dürrfutter gemeint war, welche durch ein etwaiges Mähen der Weide gewonnen werden könnte, bzw. jene Heumenge, welche der Grasmenge entspricht, die das Vieh durch Abweiden aufnimmt; eigentlich keine faktischen Heumengen, die etwa verfüttert werden würden, sondern bestimmte Mengen von Weidegras, die in Heu umgerechnet bzw. ausgedrückt werden.


Quellen:
Almwirtschaft Österreich
Ländliches Fortblidungsinstitut Österreich