Auf der Alm vertraut man nicht nur auf alte Weisheiten zu Wind und Wetter, sondern auch Schutzpatrone spielen seit jeher eine wichtige Rolle. Vor allem jene, die das wichtigste Hab und Gut der Almbauern schützen: die Vieh- und Feldpatrone. Je nach Region werden unterschiedliche Heilige angebetet und zu ihren Ehren bis heute Feste und Bräuche gefeiert. In Österreich werden vor allem folgende Schutzpatrone auf den Almen verehrt:
Heilige Wendelin
„Wendelin, verlass uns nie, schirm unsern Stall, schütz unser Vieh.“
Der Hl. Wendelin gilt als Patron der Hirten und des Viehs, speziell für die Rinder. Er wird vor allem auf vielen Almen in Tirol verehrt. Sein Gedenktag ist der 20. Oktober. Laut der Legende war er ein besonders fähiger Hirte, unter dessen Obhut sich die Herde rasch vermehrte. Von Neid und Missgunst getrieben, schwärzten andere Hirten ihn bei seinem Gutsherrn an. Sie behaupteten, dass Wendelin die Herde immer wieder in weit abgelegene Gebiete führte. Eines Tages überprüfte der Gutsherr diese Anschuldigung, die sich bewahrheitete. Grund dafür war, dass der Hl. Wendelin nach der besten Futterfläche für die Tiere suchte und sein Erfolg gab ihm recht. Der Gutsherr war erzürnt, da er vorhatte, am selben Abend für seine Gäste ein Tier aus der Herde zu schlachten, der Hl. Wendelin die Rückkehr aber niemals rechtzeitig schaffen würde. Der Gutsherr ritt davon und als er seinen Hof erreichte, war der Hl. Wendelin samt Herde bereits eingetroffen. Seit diesem wundersamen Ereignis wird er von der Landbevölkerung verehrt und im Hinblick auf Ihre Tiere um Rat gebeten.
Heilige Leonhard
„St. Leonhard, mir bittn sche, lass Kalm und Kuah fei sicha geh, Ross, Schafi, Fackn und a Kitz vor Seuch und Unreim alls be- schütz!“
Der Hl. Leonhard spielt vor allem in der Steiermark, Salzburg und in Oberösterreich rund um die Erntezeit eine wichtige Rolle. Er ist Schutzheiliger für das Vieh und wird im besonderen Maße im Hinblick auf die Pferde verehrt. Ursprünglich war er kein Heiliger der Bauer, doch die wiederholte Darstellung mit einer Kette wurde als Symbol für das Bauerntum und die Viehhaltung gedeutet. Seither wird er für die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere angebetet. Zu seinen Ehren werden am 06. November je nach Region verschiedene Bräuche vollzogen. Sagen zufolge benetzten sich in Ramsau im Zillertal die Jungfrauen ihr offenes Haar mit Weihwasser, um das Vieh vor Seuchen zu bewahren. In Oberösterreich wird bis heute am Gedenktag der Leonhardiritt um die Leonhardskirche mit anschließender Segnung der Pferde vollzogen.
Heilige Isidor
„Gehen die Eisheiligen ohne Frost vorbei, schreien die Bauern und Winzer Juchei“
Der Hl. Isidor war ein sehr fleißiger Landwirt, der auch als Knecht für Adelige arbeitete. Einer Sage zufolge soll er eines Tages unter einem Baum eingeschlafen sein, während wie durch ein Wunder Engel sein Feld bestellt haben. Insgesamt fünf solcher Wunder werden dem Hl. Isidor zugeschrieben. Wahrscheinlich aus diesem Grund wird er als Schutzpatron der Bauern angesehen, der für eine gute Ernte und Regen angebetet wird. Geehrt wird der Hl. Isidor am 15. Mai – am letzten Tag der Eisheiligen. Dargestellt wird er stets mit bäuerlichen Arbeitsgeräten wie Sense, Pflug oder Spaten.
Heilige Notburga
„Ist’s um Notburga hell und klar, so hoffen wir auf ein fruchtbares Jahr.“
Die Hl. Notburga wird als Schutzpatronin der Dienstmägde und Landwirtschaft verehrt. Sie war eine sehr pflichtbewusste Bauernmagd in Tirol, die sich für die Armen eingesetzt hat. Sie wird auch häufig bei Viehkrankheiten um Rat gefragt. Der Legende zufolge hatte sie mit einem Bauer am Achensee vereinbart, am Tag vor Sonn- und Feiertagen die Arbeit beim Abendgeläut niederzulegen, um zu beten. Als dieser sie dazu bringen wollte weiterzuarbeiten, hielt die Hl. Notburga ihre Sichel in die Luft, wo diese in den Sonnenstrahlen hängen blieb. Von diesem Zeitpunkt an galt die Hl. Notburga als Vorbild für Knechte und Mägde und erlangte weit über die Grenzen Tirols hinaus Bekanntheit. Ihr Gedenktag ist der 14. September.
Heilige Martin
„Wenn um Sankt Martin Regen fällt, ist`s um den Weizen schlecht bestellt.“
Der Hl. Martin, der seinen Mantel mit einem Schwert teilte und einem frierenden Bettler gab, wird vor allem im Burgenland als Landespatron verehrt. Sein Gedenktag, der 11. November, ist für die Bauern gleichzeitig ein wichtiges Datum: Bis dahin müssen sämtliche Arbeiten der Almsaison abgeschlossen sein, bevor der Winter naht und es zurück ins Tal geht. Denn das Bauernjahr wurde früher grundsätzlich in zwei Zeiten unterteilt, die maßgeblich für die Arbeit waren: Einwärts (Herbst) und Auswärts (Frühling). Der Martinstag stellte gleichzeitig den Beginn des neuen Wirtschaftsjahres der Bauern dar. Damit die Tiere – vor allem Gänse – nicht den ganzen Winter über durchgefüttert werden müssen, wurden sie an diesem Tag geschlachtet.
Weitere Schutzheilige, die auf den Almen hierzulande verehrt werden:
· 13. Juli, Hl. Antonius – Schutzheiliger der Schweinehirten
· 20. Juli, Hl. Margaretha – Schutzheilige der Bauern und Hirten
· 24. August, Hl. Bartholomä – Schutzheiliger der Bauern
· 13. Oktober, Hl. Koloman – Schutzheiliger des Viehs
· 26. Dezember, Hl. Stephan – Schutzheilige der Pferde und Pferdeknechte