…Kasmandln sollen laut Sagen in den Almhütten überwintern.
Zur Winterzeit, wenn es kalt ist und die Dunkelheit noch schneller hereinbricht als in den Sommermonaten, sind unsere Almen meist unbewohnt. Bis zum Frühjahr ist hier niemand mehr – oder etwa doch? Etwas treibt auf unseren Almen im Winter sein Unwesen – wer oder was das ist, unterscheidet sich von Ost nach West.
Kasermandl in Tirol
Seit vielen Generationen wird in Tirol die Geschichte über den Senner erzählt, der nach seinem Tod ein schlimmes Urteil erhielt. Er wurde dazu verdammt, im Winter auf den Almen sein Unwesen zu treiben, so lange bis jemand sein selbst gemachtes „Muas“ (oder „Miasl“) mit ihm isst. Das hatte auch seinen Grund: Der Mann war zu Lebzeiten sehr verschwenderisch im Umgang mit den Almerzeugnissen gewesen, während andere im Tal Hunger litten. Nach dem Volksglauben verwendete er die kostbaren Lebensmittel zur Belustigung, wie etwa eine Kugel Butter zum Kegeln. Seine Seele sollte als Bestrafung keine Ruhe finden.
Der Alperl in Oberösterreich
Um den Naturfrieden zu wahren und die geschehenen Übeltaten zu rächen, zieht der „Alperl“ über den Winter in die unbewohnten Almhütten Oberösterreichs ein. Wenn die Bauersleut‘ mit den Erzeugnissen prassten oder absichtlich ein Unglück herbeiführten, wird der „Alperl“ sie strafen, hieß es im Volksmund. Alle, die mit einer bösen Absicht zur Alm kommen, werden von ihm verjagt. Er ist aber kein unguter Almgeist, seine Absichten sind aufrichtig und seine Maßnahmen sollen nur erschrecken statt wirklich zu schaden. Durch lautes Poltern mit dem Milchgeschirr hat er schon den Einen oder die Andere, die nichts Gutes im Sinne hatten, verschreckt. Daher wird der Almgeist von den Bauern und Bäuerinnen sehr geschätzt. Ihre Dankbarkeit drücken sie mit einer Milchspeise aus, die sie vor dem Almabtreib in der Hütte für den „Alperl“ zurücklassen.
Kasmandln in der Steiermark und Salzburg
Die Kasmandln sind – nach alten Sagen aus dem Salzburger Land und den Tälern der Steiermark – kleine Wichte, die im Sommer für das Wohl des Viehs sorgen. Sie bewohnen ab dem Martinstag (11.11.), wenn der Almabtrieb längst vorbei ist und die Bauersleut‘ samt Vieh im Tal sind, die Hütten. Über den Winter essen sie die Gaben, die für sie dort gelassen wurden. Das Hinterlegen von Käse, Speck, Brot und Ofenholz ist nach altem Volksmund wichtig, denn man möchte die kleinen Almgeister wohlwollend stimmen. Im Sommer sollen sie schließlich wieder tüchtig ihre Arbeit leisten und sich um das Vieh kümmern. Ab dem Georgitag am 24.04. kehren die ersten Menschen wieder auf die Almen zurück. Bei der Ankunft machen sie absichtlich mit viel Lärm auf sich aufmerksam, sodass die Kasmandln schnell aus der Hütte flüchten – und sich in die Wälder und Wiesen rund um die Alm zurückziehen, von wo sie ursprünglich stammen. Im Sommer leben die kleinen Wichte von allem, was Flora und Fauna hergeben – von Beeren, Wurzeln und Pilzen.
Verschiedene Namen
Je nach Region werden die Kasmandl verschieden benannt. „Der unheimliche Almraunzl“, „Das Hüttenwaberl“ oder „Die Winterschwoagerin“ sind alles Namen für Fabelwesen, die auf unseren Almen überwintern.
Nach einem alten Brauch verkleiden sich noch heute im Salzburger Lungau Kinder als Kasmandln und gehen so von Haus zu Haus. Sie bringen selbstgemachte Gaben mit, sagen Gedichte auf und singen traditionelle Lieder.
Wandert also im Winter hinauf zu unseren Almen und haltet Ausschau, nach mystischen Wesen. Aber seid vorsichtig, wenn ihr sie erschreckt oder erzürnt, könnten sie mit euch Unfug treiben.
Welche Geschichten werden von unseren Almen noch erzählt? Zu weiteren Sagen erfahrt ihr hier!