Mit Wanderschuhen, Fahrrädern oder Skiern, ob im Genießer- oder Laufschritt – rund um unsere Almen und Alpen tummeln sich Wanderer und Wanderinnen, Gäste und Einheimische, Sportlerinnen und Sportler. Sie alle wollen hinauf, in die heimischen Gebirge und Alpen. Dort oben lässt sich in vielen bewirtschafteten Almhütten gemütlich einkehren und dort beizeiten nächtigen, das ist in letzter Zeit in immer mehr österreichischen Almgebieten möglich geworden. Vom steigenden Zustrom und dem zunehmenden Bergsport profitieren auch der Tourismus und die Wirtschaft im Land. In vielen Regionen Österreichs ist der alpine Tourismus erst durch Almbewirtschaftung möglich geworden.
Denn der österreichische Tourismus ist historisch teilweise aus den urigen Beherbergungsformen auf den einstigen Bergbauernhöfen gewachsen. Außerdem waren es früher Alm- und Jagdsteige, die den Aufenthalt in den Bergen und den Bau der ersten Berghütten erst ermöglicht haben. Heutzutage steigt die Nachfrage nach dem Almraum auf touristischer und freizeitwirtschaftlicher Seite, erklärt Tourismusforscherin Theresa Mitterer-Leitner vom Management Center Innsbruck. Die durch die Almwirtschaft erhaltene Kulturlandschaft am Berg entspräche dem Idealbild des Gastes. In Zukunft könnten die Almen für den Bergtourismus sogar eine noch größere Rolle spielen, ist sie überzeugt.
Bewirtschaftete Almen bieten viele Vorteile
Die Alpwirtschaft wird landauf landab, von Vorarlberg, Tirol und Salzburg über Kärnten und der Steiermark bis nach Nieder- und Oberösterreich, seit Jahrhunderten mit großem Aufwand und Einsatz geführt. Die Bewirtschaftung und Bestoßung durch Weidetiere
- ermöglichen abwechslungsreiche Natur-, Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsräume.
- gewähren ansprechende Erholungsplätze für Einheimische wie Gäste.
- bringen Einkommensquellen für Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Sport.
- eröffnen Arbeitsplätze für zahlreiche Menschen.
- halten Almflächen und Wiesen offen, die ohne Beweidung zuwuchern würden.
- helfen sanft und nachhaltig die Pisten der Skigebiete zu pflegen.
- sorgen für Schutz vor Lawinen, Muren, Wassermassen und Naturkatastrophen.
Doch für viele der rund 8.000 Almen und Alpen in Österreich stellt sich gerade die Überlebensfrage. Die landwirtschaftliche Nutzung geht aufgrund verschiedenster Faktoren zurück. Durch den Bergtourismus, verbunden mit dem vermehrten Zustrom von Einheimischen wie Touristen und zunehmende Bergtouren, geraten die Almflächen zusätzlich unter Druck: Nutzungskonflikte, Unfälle mit Almtieren, fehlender Respekt, Unverständnis, Beschädigungen, zurückgelassener Müll treten mitunter auf. Wenn viele Menschen und die verschiedensten Tiere einen Lebensraum gleichzeitig nutzen wollen, ist Rücksicht geboten, um ein friedliches Miteinander – den viel zitierten Almfrieden – zu wahren.
Almen sind Grundlage für Bergtourismus
Denn „eine intakte Almlandschaft und -bewirtschaftung ist Grundlage für diesen alpinen Tourismus im Sommer und im Winter“, erklärt die Tourismusforscherin. Die Nächtigungszahlen haben sich gerade im Sommer stark nach oben entwickelt. Hauptreisemotive seien Natur und Landschaft, die in den Bergen für breite Massen erst durch Alpgebiete erschließbar geworden sind. Laut Mitterer-Leitner würden 87 Prozent der Tiroler Touristen und Touristinnen wandern. Die Almen bieten dafür einzigartige Gelegenheiten, im Sommer wie im Winter.
Viele Skiabfahrten wären ohne beweidete Alpflächen am Berg und dem grasenden Vieh im Sommer gar nicht möglich. Die Komperdell Alm oder Alpe, wie es heißt, in Serfaus ist die größte Sennalpe im Tiroler Oberland. Dort tummeln sich alljährlich ab Mitte Juni um die 200 Milchkühe. Sie pflegen nicht nur die alpine Landschaft nachhaltig, sondern verhindern, dass Flächen zuwuchern und bereiten sie ideal für den Skiwinter vor. Denn grasendes Weidevieh, seien es Kühe, Schafe, Ziegen oder Pferde, halten den Graswuchs kurz. Das sei eine gute und gleichzeitig nachhaltige Grundlage für die Pisten. Weniger künstlicher Schnee werden für die Schneedecke benötigt, was Wasser und Energie einsparen hilft.
Weidetiere pflegen Pisten von morgen
Ohne Almbewirtschaftung wäre die Pistenvorbereitung für die Wintersaisonen nur mit massivem Einsatz von Maschinen und Arbeitskräften erreichbar und weit weniger schonend für die sensiblen Bergflächen. Obendrein liefern die grasenden Kühe hochwertige Milch, die auf der Komperdell Alpe jedes Jahr zu ca. 20-25 Tonnen Käse und bis zu 6 Tonnen Butter weiterverarbeitet wird.
Hinter der idyllischen Almlandschaft stecken viel Arbeit und Aufopferung der Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter. Die Alpflächen werden von Touristinnen und Touristen sowie Einheimischen aber oft als selbstverständlich angesehen. Mit unseren Beiträgen wollen wir Bewusstsein für den unschätzbaren Wert unserer Almen schaffen. Wir bieten das ganze Jahr über nicht nur Ausflugs- und Sporttipps für Wanderer, Radfahrer und Läufer, sondern klären auch über das richtige Verhalten in den österreichischen Almgebieten auf. So können wir alle dazu beitragen, dass wir die Almlandschaften noch lange gemeinsam sorgsam nutzen.