Die spürbar wärmeren Temperaturen, auch in höheren Lagen, verändern den Pflanzenbestand auf unseren Almen in Österreich. Die heimische Artenvielfalt profitiert davon aber nicht immer. Denn auch viele schädliche Pflanzen wachsen und vermehren sich mittlerweile ungehindert auf unseren Almflächen. Durch dominante Pflanzenarten verschwinden oftmals wichtige Alm- und Blühpflanzen. Ein kluges Weidemanagement auf Almen hilft den Almbauern und Almbäuerinnen den Pflanzenbestand zu regulieren und zu verbessern. Es sichert zudem die Biodiversität. Der Text stammt von Petra Fürstauer-Reiter von der Almwirtschaftsberatung Invekos der Landwirtschaftskammer Salzburg.
Almampfer ist eine dominante Pflanzenart
Ein Beispiel für eine dominante Pflanzenart ist der Almampfer aus der Familie der Knöterichgewächse. Im Alpenraum nennt man Ampfergewächse umgangssprachlich oft auch „Foissn oder Pletschn“.
Der Ampfer bildet breite, den Boden stark beschattende Blätter was zur Folge hat, dass darunter keine anderen Pflanzenarten mehr überleben können und absterben. Die Pflanze bildet eine dicke, tiefreichende Pfahlwurzel, die viele Reservestoffe speichern kann und die ihr die Fähigkeit zum Wiederaustrieb gibt. Der Ampfer bevorzugt frische, feuchte Böden und man findet ihn oftmals rund um Mistlagerstätten, Almhütten oder Viehtränken. Der Almampfer ist eine ausgesprochen stickstoffliebende Pflanze und gilt als Düngezeiger.
Almampfer mit Beweidung bekämpfen
Es gibt einige Methoden den Almampfer zu bekämpfen bzw. zu reduzieren. Von Ausstechen, abdecken bis hin zur Mahd wird von den Almbäuerinnen und –bauern vieles versucht um eine Ausbreitung zu verhindern. Eine sehr wirksame Methode ist, den Almampfer in sehr jungem Wuchsstadium zu beweiden, d.h. Almflächen früh genug zu bestoßen. Die jungen Triebe werden von den Tieren gefressen. Dies sollte noch bevor die Pflanze Reservestoffe anlegt passieren. Kommt die Pflanze zur Samenreife, so ist das Samenpotential erheblich und der Bestand wird sich unweigerlich vermehren. Eine mehrmalige Beweidung von Ampferflächen im Laufe eines Almsommers, z.B. im Zuge eines Koppelumtriebssystems, verbessert die Qualität der Fläche und hilft die Ausbreitung einzudämmen. Die Fläche verbessert sich und auf den offenen Bodenstellen können sich wieder wertvolle Futtergräser ansiedeln.
Farn breitet sich aus
Wer mit offenen Augen durch unsere heimische Almenwelt wandert kann beobachten, dass sich Farngewächse auf unseren Almen immer weiter ausbreiten. Es gibt viele verschiedene Farnarten. In unseren Almregionen finden wir vor allem den Adlerfarn oder auch den Wurmfarn. Farne verdrängen zunehmend die typischen Gräser und Kräuter unserer alpinen Weideflächen. Der Adlerfarn besiedelt mäßig halbtrockene bis frische, nährstoffarme Böden und ist ein deutliches Zeichen für eine Unternutzung einer Fläche. Farne sind Giftpflanzen und können, wenn sie in größeren Mengen aufgenommen werden bei Tieren zu Störungen im Bewegungsablauf führen. Bei Rindern zeigt sich eine Vergiftung durch Blutungen im Maul und der Nase und durch blutigem Durchfall und Harn.
Farn durch Mähen und Beweidung bekämpfen
Die Almbauern bekämpfen Farn mancherorts durch mehrmaliges Mähen bei etwa 30 – 40 cm Wuchshöhe. Zu diesem Zeitpunkt sind die Wedel noch in der Entfaltung und es hat bis zu diesem Zeitpunkt kaum eine Speicherung von Nährstoffen im Rhizom (eine unterirdisch, waagrecht verlaufende Sprossachse) stattgefunden. Aber auch eine gezielte, intensive und regelmäßige Beweidung und ein früher Auftrieb von mit Farn bedeckten Flächen z.B. mit Schafen und Rindern bewirkt ein Zurückdrängen der Pflanze. Denn Farne reagieren empfindlich auf den Tritt der Weidetiere. Eine mehrmalige Bestoßung bringt die Farne noch stärker unter Druck und hemmt ihre Vermehrung. Wichtig dabei ist, dass Farnflächen nur im jungen Pflanzenstadium beweidet werden, da zu diesem Zeitpunkt die Giftstoffe noch nicht so stark ausgebildet sind. Als begleitende Maßnahmen zu einem guten Weidemanagement kann eine Kalkgabe, eine Nachsaat oder die Düngung der Fläche mit almeigenem Wirtschaftsdünger angewendet werden.
Weißer Germer ist Platzräuber
Auch der Weiße Germer, der sich auf den Almen besonders wohlfühlt, zählt zu den Giftpflanzen und ist zudem ein Platzräuber. Er kommt auf unseren Almen bereits bis zu einer Seehöhe von ca. 2.600 Metern vor und wächst auf frischen, feuchten tiefgründigen Böden am besten. In spät und extensiv genutzten Weiden kann er sich rasch ausbreiten. Der Weiße Germer speichert seine Giftstoffe in allen Pflanzenteilen. Die meisten Giftstoffe befinden sich im Rhizom.
Die Erhaltung einer gut geschlossenen Grasnarbe verhindert die Keimung und Etablierung dieses Unkrautes. Das heißt, dass auch hier ein gutes Weidemanagement erforderlich ist, um eine Ausbreitung zu verhindern. Eine zusätzliche Weidepflege (Ausstechen, Mahd) die mehrmals pro Jahr durchgeführt wird, führt zu einer Reduzierung des Bestandes. Beim Ausziehen, Ausstechen von Weißen Germer Pflanzen müssen Schutzhandschuhe getragen werden, denn die Giftstoffe können sogar über die Haut aufgenommen werden und dadurch auch beim Menschen zu Vergiftungserscheinungen führen.
Auch Zwergsträucher, Erlen, Disteln und Staudengewächse vermehren sich auf unseren Almen sehr stark. Ein standortangepasstes Weidemanagement ist der effizienteste Weg, um diese Pflanzenarten zu regulieren und ihre Ausbreitung langfristig zu verhindern. Eine einmalige Regulierung wird jedoch das Problem nicht lösen, wichtig ist eine längerfristige Umstellung des Weideverhaltens, um die Fläche auch nachhaltig zu verbessern und zu erhalten.
Eine Beweidung mit unterschiedlichen Weidetieren kann helfen Problempflanzen in den Griff zu bekommen. Denn die verschiedenen Arten, Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen bevorzugen andere Gräser, Kräuter, Sträucher und Büsche. Das hält den Pflanzenwuchs kurz.
Beweidung hilft dem sensiblen Ökosystem
Die Beweidung unserer Almen mit Tieren ist aber nicht nur wichtig, um die wertvolle Futterflächen für unsere Almbetriebe zu erhalten. Die Beweidung wirkt sich auch sehr positiv auf das Ökosystem aus. Es erhöht die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit enorm. Eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Almen bedeutet somit den Erhalt von Biodiversität, ansonsten überwiegen in Zukunft nur mehr ein paar wenige dominante Pflanzenarten auf unsere Almflächen.
Der erhöhte Arbeitsaufwand, welcher durch den frühen Auftrieb, die Errichtung von Koppeln und das Umtreiben der Tiere entsteht macht sich für den Almbewirtschafter und die -bewirtschafterin gleich bezahlt. Die Almbäuerinnen und –bauern erkennen, dass sich die Qualität der Almweidefläche rasch wieder verbessert. Das hat zum Beispiel auch das Salzburger Almprojekt auf der Bräualm in Mittersill gezeigt. Daran erfreuen sich außerdem viele Touristen, Einheimische und Freizeitsportler, die unsere gepflegten, offengehaltenen Almen schätzen und zahlreich besuchen.
Vor allem aber auch die Tiere fühlen sich auf hochwertigen, gepflegten Almflächen wohler. Die Erhaltung unserer Almflächen fördert somit das Tierwohl und unterstreicht die Wichtigkeit der Weidehaltung als wertvolle Tierwohlmaßnahme.
Bilder: Petra Fürstauer-Reiter
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