Die wohl älteste Alm Österreichs

…auf 2.0009 Metern Seehöhe, im Defreggental in Osttirol, liegt die Jagdhausalm. Das „Klein Tibet“ könnte die älteste Alm Österreichs sein. Dabei ist die Jagdhausalm fest in südtiroler Hand, denn die rund 1.750 Hektar Almfläche gehört einer Agrargemeinschaft mit 15 Mitgliedern – allesamt aus Südtirol.

Die Jagdhausalm

Entweder aus dem Defreggental, über die Seebachalm, oder von italienischer Seite vom Reintal über das Klammljoch ist die Jagdhausallm erreichbar. Das kleine „Bergdorf“ besteht aus 16 Steinhäusern und einer Kapelle, die alle unter Denkmalschutz stehen. Die Häuser sind aus Stein gebaut, weil Holz als Material gefehlt hat.

Bereits 1212 wird die Jagdhausalm urkundlich erwähnt. Im Hochmittelalter werden sechs Schwaighöfe „in loco Jagehus“ genannt.

„Schwaigen“ sind dabei Bauerngüter, die aufgrund ihrer extremen Höhenlage kein oder nur kaum Getreide anbauen können und sich vor allem auf die Almviehhaltung konzentrieren. Dabei dürften wohl Schafe eine genauso wichtige Rolle gespielt haben wie Rinder.

Almwirtschaft im Wandel
Im Mittelalter ist die Jagdhausalm noch ganzjährig bewirtschaftet. Doch die Höhenlage macht, erschwert das Arbeiten sehr. Schon ab Anfang des 15. Jahrhunderts werden die Höfe nur mehr als Sommeralm genutzt. Etwa 40-45 Senner sind mit mindestens 100 Milchkühen, rund 500 Schafen und 100 Schweinen auf der Alm. Aus der Almmilch entsteht Butter und Käse.

Seit Anfang der 1960er-Jahre bleiben aber Sommer für Sommer immer mehr der Häuser leer. Die Häuser dienen als Ställe, Vorratslager und Unterkunft für die Senner. Personalmangel ist auch damals schon der Hauptgrund für die sinkende Bewirtschaftung. Auch, dass die Bauern ihre Milch oft nicht mehr selbst verarbeiten und die Kühe deshalb in den Heimställen bleiben, trägt dazu bei. 1971 verbringt der letzte Kuhhirte einen Sommer auf der Jagdhausalm. Seither werden jährlich rund 350 Rinder gealpt, meist Jungvieh, dazu ca. 80 Schafe.

Bereits im Jahr zuvor haben die Jagdhausbauern beschlossen, die Agrargemeinschaft Jagdhausalm zu gründen. Eine neue, breitere Zufahrt entsteht, außerdem eine neue Hütte für die Hirten. 1983 wird „Klein Tibet“ unter Denkmalschutz gestellt.

Immer mehr Investitionen folgen, etwa 2005, als Erleichterung für die Hirtenarbeit, Elektrozäune. 2008 entsteht ein Elektrowerk und nur zwei Jahre später die Trinkwasserversorgung. Seit 2010 werden Gäste bewirtet und seit 2014 gibt es Internet.

Die Jagdhausalm in der Zukunft
Die idyllisch gelegene Häuser der Jagdhausalm sind ein beliebtes Ausflugsziel, entweder zu Fuß oder mit dem E-Bike.

Aktuell ist eine Hütte bewirtschaftet und es verbringen 350 Rinder und 100 Schafe ihren Sommer auf der Jagdhausalm. Dazu kommen 4 Hirten. In den Sommermonaten gibt’s noch 2 Aushilfshirten.

Andreas Eppacher, der Obmann der Agrargemeinschaft Jagdhausalm, hat allerdings ein großes Problem: Es fehlt an Personal. Dabei sind die Hirten, die eine Seite der Medaille, die andere Seite, die zurzeit auch schwerer wiegt, ist das Schwenden. Es gebe kaum jemanden, der die Arbeit erledigen wolle. Die Almflächen würden verbuschen und zuwachsen. Fläche geht verloren und auch die Artenvielfalt.

Und ein Problem, das noch keines ist, könnte noch eines werden: der Wolf.

Prinzipiell ist der Wolf im Almgebiet nachgewiesen, Angriffe habe es aber noch keine gegeben, erklärt Eppacher. Noch sind alle ganz entspannt. „Wie es dann nach einem Riss ausschauen könnte, darüber will ich gar nicht erst nachdenken.“

Bilder: Martin Eppacher

Hier gibt es noch weitere Beiträge, die sich um das Leben und Arbeiten auf der Alm drehen:

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