Ob Forscher aus dem Tourismus, aus Biologie, Geologie, Geographie, Medizin, Soziologie und Ethnologie – mittlerweile wird in vielen Wissenschaftsbereichen der einzigartige Lebens- und Arbeitsraum Alm unterschiedlich erforscht. Ausgewählte Ansätze finden sich unten. Dass die Almen besonders schützenswert sind, darüber herrscht Einigkeit in Forscherkreisen, ebenfalls darüber, dass es dort oben noch viel wissenschaftlich zu entdecken gibt – und dass die Almen aus verschiedenen Gründen bereits in Gefahr sind.
Ohne Alm geht viel verloren
Almen sind von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaften. Ohne Beweidung würde nicht nur dieser unverwechselbare Lebensraum verloren gehen, sondern auch die Vielfalt an Pflanzen und Kleintieren, die hier – wo oft sonst nirgends mehr – leben. Außerdem trägt der Sommer auf der Alm zur Gesundheit von Mensch und Weidetieren bei. Nicht zu vergessen, die hochwertigen Lebensmittel, die dort produziert werden. Zudem würden Naturkatastrophen womöglich zunehmen, gäbe es keine Almen mehr. Denn aufgelassene Weideflächen am Berg können für mehr Hangrutschungen, Erosionen, Muren, Lawinen sorgen, u.a. weil auf hohen Grasmatten oder Buschflächen, die auf aufgelassenen Almflächen vermehrt vorkommen, Geröll- und Schneemassen leichter abrutschen und Hänge weniger Wasser aufnehmen können. In vielerlei Hinsicht bewirken die Almen also viel Positives.
Doch sie sind zunehmend bedroht: Wolf, Klimawandel, aber auch Wirtschaft und gesellschaftliche Umbrüche machen es Landwirtinnen wie Almerinnen schwer. Aufgelassene Almen bedeuten jedoch einen herben Verlust für die ökologische, ökonomische und kulturelle Vielfalt. Die unterschiedlichen Forschungen können dabei helfen den Lebensraum und seine Einzigartigkeit zu dokumentieren, zu bewahren und zukunftsfit zu machen.
„Die Alm ist eine zukunftsweisende Bewirtschaftungsform“
„Viele denken, dass die Alm eher eine mittelalterliche Bewirtschaftungsstruktur ist, oder auch eine antiquierte. Ich bin aber der Meinung, dass das eine hochaktuelle Bewirtschaftungsform ist, eventuell sogar eine zukunftsweisende, von der wir viel lernen können. Das hat auch mit gesellschaftlicher Stabilität zu tun, die wiederum mit der Stabilität von Landschaftsformen und Naturlandschaften zu tun hat“, erklärt Zoologe Jan Christian Habel vom Fachbereich Umwelt & Biodiversität der Paris Lodron Universität Salzburg.
„Bewirtschaftung der Almen wird sich dramatisch ändern“
In Zukunft wird es darum gehen den Forscherblick noch stärker auf diesen wertvollen Lebensraum zu lenken, sind sich Habel und seine Kollegen einig. „Die Bewirtschaftung der Almen wird sich in Zukunft dramatisch ändern. Das wäre in der Forschung noch stärker zu bearbeiten. Wie könnte eine zukunftsfähige Almwirtschaft aussehen – unter den Bedingungen Klimawandel, Trockenheit, Bewaldung, Beutegreifer, Arbeitskräftemangel usw.? Wie kann man technologische Entwicklungen für die Almwirtschaft nutzen? Wie wirken sich Änderungen der Bewirtschaftung aus? Welche Form der Bewirtschaftung sind zukunftsträchtig und nachhaltig – und was ist möglich?“, stellt Agrar- und Regionalsoziologe Markus Schermer vom Forschungszentrum Berglandwirtschaft der Leopold Franzens Universität Innsbruck richtungsweisende Fragen in den Raum.
Mehr über die unterschiedlichen Forschungsgebiete
• Biologie, Umwelt, Klimawandel und Geologie
• Berglandwirtschaft, Kultur- und Naturlandschaft
• Katastrophenschutz
• Naturgefahren, Lawinen
• Tourismus
• Gesundheit, Medizin
• Ethnologie, Gastrosophie, Kulinarik, Kultur