Der Wolf kehrt zurück. Nicht in die freie Wildbahn, sondern in einen fragil konstruierten Kulturraum, dessen Überlastung droht durch die vielfältigen gegenläufigen Interessen, die an ihn gebunden sind. Diese werden in Tirol seit gut einem Jahrzehnt verschärft durch die Gebietsansprüche, die der wiederkehrende Wolf aufgrund seiner Natur als Raubtier erhebt und mit ihm seine Fürsprecher. Fakt ist, dass die dafür zur Verfügung stehende Fläche bereits heute Jahr für Jahr weniger wird, dass einige Almen nicht länger bewirtschaftet werden, dass sie mehr und mehr zuwachsen, aufgelassen werden. Was insgesamt dazu führt, dass der „Handlungsspielraum“ im wahrsten Sinne des Wortes kleiner wird.
Können die Interessen und Ansprüche der Berglandwirtschaft, der Freizeitindustrie, der Naturschützer und des Wolfes ein „harmonisches“ Mit- bzw. Nebeneinander finden, wie es etwa der WWF (World Wildlife Fund) als federführende NGO behauptet? Zu diesem Zweck fordert der WWF von den Betreibern der Almen sogenannten „Herdenschutz“, um die drastisch zunehmenden Risse von Weidetieren durch Wölfe zu minimieren.
Die derart angesprochenen Landwirte verweisen auf die mit dem Herdenschutz verbundenen hohen finanziellen und personalen Ressourcen, die sich insgesamt nicht rechnen würden. Oder sie verbannen die Idee von Herdenschutzmaßnahmen insgesamt ins Reich der Utopie schon allein aufgrund des alpinen Geländes. Auch gäbe es eine weitgehende Unvereinbarkeit von großflächigem Herdenschutz mit der Bewegungsfreiheit und dem Sicherheitsbedürfnis beim Wandern, Radfahren etc.
Bauern fordern daher fallweise Wölfe zu entnehmen, die in ihre Herden einfallen und das fragile Alm-Gleichgewicht insgesamt in Gefahr brächten. Sozusagen Herdenschutz über die abschreckende Wirkung. Naturschutzbünde verweisen hingegen auf bestehendes Recht, das den Wolf streng unter Schutz stellt.
Innerhalb dieses Spannungsfeldes soll in den kommenden Wochen ein Blick auf die einzelnen Herdenschutzmaßnahmen geworfen werden. Im Wesentlichen werden hierbei folgende Möglichkeiten genannt, die einzeln, aber auch in Kombination bereits zur Anwendung kommen:
• Zäune:
– großflächiges Abzäunen von Weideflächen
– sogenannte Nachtpferche, die zusätzlich
• ständige Behirtung voraussetzen
• Herdenschutzhunde
• Alpakas, Esel anstelle von oder zusätzlich zu Herdenschutzhunden