Die Tage und Nächte zwischen den Jahren sind eine magische Zeit.
Dem Volksglauben nach ist zu dieser Jahreszeit die Schwelle zwischen dem Diesseits und dem Jenseits sehr niedrig und die Tür zur Anderswelt steht offen. Ihren Ursprung haben die sogenannten Rauhnächte, die in der Nacht vom 24. auf 25. Dezember beginnen und in der Nacht vom 5. Januar auf den 6. Januar enden, in vorchristlicher Zeit. Damals glaubten die Menschen, dass in diesen stürmischen und unwirtlichen Winternächten böse Mächte ihr Unwesen treiben. So wollten sie mit vielerlei Bräuchen schlechte Energien und Dämonen vertreiben und neue, gute Energien für das neue Jahr heraufbeschwören.
Die Rauhnächte sind seit jeher eine Zeit der Reinigung, der Besinnung, des Wandels und des Neubeginns. Diese besonderen 12 Tage und Nächte, auch Lostage oder Losnächte genannt, repräsentieren jeweils einen Monat im kommenden Jahr:
1. Rauhnacht Januar, Thema: Abschluss, Wurzeln
2. Rauhnacht Februar, Thema: eigene Kraft, innere Stimme
3. Rauhnacht März, Thema: Herzöffnung, Wunder
4. Rauhnacht April, Thema: Auflösung von Blockaden
5. Rauhnacht Mai, Thema: Freundschaft
6. Rauhnacht Juni, Thema: Bereinigung
7. Rauhnacht Juli, Thema: Vorbereitung auf das Neue
8. Rauhnacht August, Thema: Geburt des neuen Jahres, Spaß, Lebensfreude
9. Rauhnacht September, Thema: Vergeben, Weisheit
10. Rauhnacht Oktober, Thema: Achtsamkeit, Eingebungen
11. Rauhnacht November, Thema: Loslassen, Dankbarkeit
12. Rauhnacht Dezember, Thema: Wunder, Neubeginn
Das sogenannte Los steht für die Vorhersehung, denn in jeder Losnacht kann man etwas über sein Schicksal erfahren. Man sagt, dass das, was man in diesen Nächten träumt, sich im kommenden Jahr erfüllt, beziehungsweise Hinweise dazu liefert, was passieren könnte.
Dazu empfiehlt es sich, ein kleines Tagebuch zu führen und alles aufzuschreiben, was in dieser Zeit passiert. Für die bewusste Begehung der Rauhnächte gibt es viele weitere überlieferte Rituale. Ein – bis heute weit verbreiteter – Brauch besagt, mit den unterschiedlichsten Kräutern oder auch Weihrauch in Haus und Stall zu räuchern, um hilft Mensch und Tier vor Unheil zu schützen.
Ein sehr persönliches Ritual ist es, 13 gut überlegte Wünsche auf identische Zettelchen zu schreiben. Jede Nacht wird ein Zettel verbrannt und der Wunsch damit mit der Bitte um Erfüllung an das Universum übergeben. Für die Erfüllung des letzten Wunschzettels, der nicht verbrannt wird, ist man jedoch selbst zuständig.
Es kommt nicht so sehr darauf an, mit welchen Bräuchen und Ritualen man die Zeit zwischen Jahren begeht. Vielmehr ist es besonders wertvoll, Zeit für sich selbst zu nehmen, sich selbst zu begegnen und zu erspüren, wo die (Lebens-)Reise hingehen soll.