Die alpine Kulturlandschaft lebt vom bäuerlichen Handwerk und dem traditionellen Erscheinungsbild der Almen. Einer der überlieferten und immer noch gebräuchlichen Handwerkstechniken ist die Herstellung von Dachschindeln aus Holz. Für diese urige Variante wird ein Lärchenstamm auf circa 1.500 Höhenmetern gefällt. Er sollte mindestens 160 Jahre alt sein und regelmäßige Jahresrinden vorweisen. Diese lassen auf ein kontinuierliches Wachstum schließen. Der beste Zeitpunkt für das Fällen des Holzes ist zwischen September und Jänner.
Das Holz muss anschließend entrindet und in grobe Holzblöcke geschnitten werden. Die Größe sollte dabei jenen der Dachschindeln entsprechen. Anhand eines Spaltkeils – auch „Schoatn“ genannt – wird der Holzblock geviertelt und bearbeitet. Nach dem Entfernen der Splint, der äußersten Schicht, kann man die Schindeln abtrennen und gerade hacken. Danach folgt der Feinschliff mit dem Reifmesser. Die Schindeln unbedingt schräg formen, um das Abfließen des Wassers zu garantieren.
Die gefertigten Schindeln sollten so rasch wie möglich verwendet werden, damit das Holz nicht austrocknet. Ein gebräuchliches Anbringungsmuster ist die Dreifach-Deckung. Dabei werden die Schindeln in drei unterschiedlichen Längen übereinandern angebracht. Das Land Tirol fördert den Erhalt der traditionellen Dachschindeln durch Zuschüsse und versucht so, einen Umstieg auf Ziegel, Welleternit oder Beton zu verhindern. Neben dem optischen Aspekt, bringt die hölzerne Variante weitere Vorteile mit sich: Langlebigkeit, Robustheit und Kostenersparnis – das Holz gibt es schließlich vor der (Alm-)Tür!