Das Wort „Alminger“ beschreibt – zumindest in Tirol – auf liebevolle Weise jene Menschen, die im Sommer auf den Almen arbeiten und leben. Mit dem Begriff wird eines schnell klar: Die Verbundenheit mit der Alm und der Menschen untereinander. Auf der Alm sind alle gleich und helfen zusammen. „Alminger“ eben könnte man meinen. Im Buch „Momentum. Alminger in Söll“ (Eigenverlag TVB Wilder Kaiser, 2020) werden der Liebe der Menschen zu ihren Almen viele Seiten und noch mehr stimmungsvolle Bilder von Martin Lifka gewidmet. Ursprünglich als Foto-Ausstellung begonnen, wurde daraus schnell eine Buch-Idee. Neben den „Almingern“ sind es auch die Unterländer Bewirtschafterfamilien, die ihre Almhütten seit Generationen jeden Sommer wieder für Personal, Almtiere und Gäste öffnen.
Die Gemeinde Söll hat 27 Almen, wie das Buch verrät. Im Buch werden 9 weitere Almen bzw. Almableger (wie Nieder- und Hochleger) aus der Region Wilder Kaiser angeführt. Auf 640 Hektar Söller Almflächen tummeln sich jeden Sommer mehr als 100 arbeitende Menschen, etwa 30 Almhirtinnen und Almhirten sowie ca. 730 Rinder, Milchkühe und Jungvieh, 50 Ziegen, rund ein Dutzend Schafe, einige Pferde (vor allem auf der Bacherwies-Alm), viele Hühner und ein paar Hunde.
Die Söller Almen sind dabei so unterschiedlich wie die Almmähder und Berggipfel ringsum. Viele liefern die hochwertige Almmilch ins Tal. Einige wenige, z.B. die Au-Hoch-Alm, verarbeiten sie direkt vor Ort zu Käse. Auf zahlreichen Almen verbringen Jungrinder ihren Sommer, um deren Fleisch später zu vermarkten. Für Einheimische und Gäste gibt es auf zahlreichen Hütten auch Übernachtungsmöglichkeiten und/oder Ausschank.
Wenn sie nicht auf ihrer Alm „sömmern“, pendeln viele der Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen mittlerweile jeden Tag zwischen Heimhof und Alm. Der Wandel der Bewirtschaftung macht vor keiner österreichischen Almregion halt. So kann das Buch als Portraitsammlung und gleichzeitig als Almführer gesehen werden. Die Beschreibungen laden dazu ein, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen.
Almportraits in Deutsch und touristenkonform in Englisch
Jede der Hütten und Bewirtschafterfamilien werden kurz vorgestellt und das – touristenkonform – auch in englischer Sprache. Denn es ist insbesondere auch der Tourismus, der von gepflegten Almflächen und mit Tieren bestoßenen Almwiesen profitiert. Wer durch die schönen Landschaften wandert, will schließlich auch wissen, woher die Menschen, Almtiere, Hütten, Milch, Käse und Traditionen – allen voran die Almabtriebe – kommen.
Die Simon-Alm – benannt nach dem Oberhaupt von Familie Koller – hat schon einen weiten Weg hinter sich. Denn bei dem Gebäude handelt es sich um den ältesten Erbhof der Region Wilder Kaiser aus dem Jahr 1492, der bis 2010 noch im benachbarten Brixental gestanden ist. In mühevoller Kleinstarbeit und Durchnummerierung wurden Brett für Brett abgetragen, um oberhalb der alten Gründl-Alm originalgetreu wieder aufgebaut zu werden. Die Gründl-Alm wurde damit als Wirtschaftsgebäude ersetzt. Moderne Stallungen sind hinzugekommen. So reichen sich Tradition und Modern im Söller Almgebiet die Hand.
Almen werden noch auf altbewährte Art und Weise betrieben
„Die Arbeiten auf der Alm waren nie einfach und auch in der heutigen Zeit mit ihren technischen Errungenschaften gibt es viele Almen, die noch auf altbewährte Art und Weise betrieben werden“, schreibt Bürgermeister Alois Horngacher in seinem Vorwort im Buch. „Ohne Alm- und Forstwirtschaft sähe die alpine Landschaft heute ganz anders aus.“
Wie lebendig die Almwirtschaft in Söll am Wilden Kaiser ist, beweisen die „Alminger“ sowie Bewirtschafterfamilien jeden Sommer auf’s Neue. Durch ihre Mühen und aufgetriebenen Almtiere werden die weitläufigen Almflächen erst offengehalten. Das ermöglicht Einheimischen wie Gäste schöne Aufstiege und Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. Das Buch „Momentum. Alminger in Söll“ (2020) zeugt von diesen vielen Seiten der Almen im Tiroler Unterland. Es kann beim Tourismusverband Wilder Kaiser bestellt werden.
Fotos: TVB Wilder Kaiser
Quelle:
Herausgegeben von Tourismusverband Wilder Kaiser
Redaktion TVB Wilder Kaiser Söll, Gabriel Eder und Team, Ortschronist Jakob Zott
Fotos: Martin Lifka
Erschienen 2020
98 Seiten
Kontaktdaten:
Tourismusverband Wilder Kaiser
Tourismus Info Söll
Dorf 84
6306 Söll
www.wilderkaiser.info
office@wilderkaiser.info
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