Es sind eindrückliche Zeitzeugnisse, die Buchautor und Bibliothekar Georg Jäger aus dem Tiroler Sellraintal für die Nachwelt bewahrt. In seiner Buchreihe „Vergessene Zeugen des Alpenraumes“ wird den unteren Gesellschaftsschichten der ländlichen Bevölkerung ein Denkmal gesetzt. Leben, Arbeiten und Umstände vergangener Zeiten werden geschildert und mit Schwarz-Weiß-Fotos bebildert. Armut, Not, Kargheit, Ausweglosigkeit und Ausgeliefertsein sind wiederkehrende Motive.
Den ersten Band „Männer und Buben bei der Arbeit“, erschienen 2019 im Kral Verlag, widmet Jäger in Vergessenheit geratenen Berufen. „Zu den hier näher vorgestellten männlichen Arbeitskräften gehören die Kleinhäusler (Söllhäusler, Söll-Leute oder Keuschler), Maulwurf- und Schermausfänger (Scherfoacher und/oder Mauser) sowie die Ziegenhirten (Goaßbuben)“, heißt es im Klappentext des Buches. „Das gemeinsame Merkmal dieser namentlich angeführten Bevölkerungsgruppen war ihr Leben am Existenzminimum.“ Einen Textauszug zu den jungen Ziegenhirten kannst du hier nachlesen.
Mit profundem Wissen und viel Feingespür beschreibt Jäger schonungslos Unterschiede und Gegensätze zwischen bäuerlicher Bevölkerung und unterbäuerlichen Schichten in Tirol, anderen Bundesländern Österreichs, Südtirol und in der Schweiz. Er führt viel Literatur mit Chroniken und Lebensbeschreibungen an. Alltagsleben, Einzelschicksale und Schwierigkeiten eines harten Lebens auf dem Land werden so detailreich und authentisch behandelt. „Bittere Armut war die auffälligste Begleiterscheinung des Alltagslebens in den kargen Tiroler Bergen und Tälern. Der Kampf um das tägliche Brot prägte das Leben sämtlicher Bergbewohner in Tirol“, schreibt Georg Jäger im Vorwort zu „Männer und Buben bei der Arbeit“. Seinen ersten Band hat er bewusst der männlichen Bevölkerung gewidmet, während er im zweiten Teil Sennerinnen und weitere weibliche Arbeitskräfte in den Blick nimmt.
Ein großer Teil des ersten Bandes dokumentiert das harte Leben der „Goaßbuben“ (Ziegenhirten). Es waren oft Waisen oder Burschen aus verarmten Familien, welche die Ziegen von den Dörfern auf die Wiesen trieben und dort den Tag über hüteten. Die „Goaßbuben“, die oft zwischen neun bis zwölf Jahre alt waren, hatten weder anständige Kleidung noch ordentliche Schuhe und ausreichenden Proviant zur Verfügung. Sie gingen mit ihren Herden oft barfuß auf die Weiden. Verirrte Ziegen mussten sie in steiles, felsiges Gelände folgen und dabei ihr Leben riskieren. Nicht wenige stürzten ab, hält Jäger fest.
Es ist dem Buchautor, Bibliothekar und Doktor in Geografie und Geschichte ein Anliegen die damalige Not und Härte festzuhalten, damit sie nicht vergessen wird. Noch bis in die Zwischenkriegsjahre und nach dem zweiten Weltkrieg waren die Umstände im bäuerlichen Alpenraum alles andere als einfach. Heute entzieht sich die damalige Not oft unserem Verständnis. Mit seiner Buchreihe „Vergessene Zeugen des Alpenraumes“ liefert Jäger wichtige Alltagschroniken dieser überaus harten Zeiten.
Spannende Zeugnisse vergangener Zeiten und eindrückliche Schwarz-Weiß-Bilder vom Arbeiten im Alpenraum findet ihr in Band 1 „Männer und Buben bei der Arbeit“ von „Vergessene Zeugen des Alpenraumes“ von Georg Jäger, erschienen im Kral Verlag. Anhand der Personen- und Ortsregister können Einzelschicksale und lokale Gegebenheiten ausgemacht werden. Das Buch kann hier bestellt werden.
Quelle:
Autor Georg Jäger
Verlag Kral, Berndorf
Erschienen 2019 (2. Auflage)
192 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-99024-827-0
Kontaktdaten:
Kral GmbH Buchhandlung
Hernsteiner Straße 3/1
2560 Berndorf
buch@kral-berndorf.at
www.kral-buch.at
Bildrechte: Kral Verlag / Georg Jäger
Weitere Bücher und Textauszüge von Georg Jäger
- Aus Band 1: Das harte Leben der Ziegenhirten
- Aus Band 1: Ein Sommer mit einer Ziegenherde
- Aus Band 1: Das Leben eines ganz jungen Kuhhirten
- Band 2: Frauen und Mädchen bei der Arbeit
- Aus Band 2: Pustertaler Jäterinnen im getreidereichen Pinzgau
- Aus Band 2: Die Tuxer Butterträgerinnen
- Aus Band 2: Die Wildheuerinnen im Ötztal