Mäh-chtig viel los! Zig Schafe und Ziegen laufen den Berg hinunter, durch die engen Dorfgassen, um dann in einem großen Gewusel auf einem Platz, „Bangert“, im Dorfzentrum ihren Besitzern und Besitzerinnen zugeordnet zu werden. Dieses Spektakel ist nach jedem Alpsommer in Tarrenz im Tiroler Gurgltal im Oberland am zweiten Sonntag des Septembers zu bewundern. Dort kehren um die 1000 Schafe von 47 Bauern und Bäuerinnen und rund 100 Ziegen von 17 Besitzern und Besitzerinnen heim. Den traditionellen Alpabtrieb und die Schafschied am 10. September 2023 hat unser Almfuchs mit der Kamera festgehalten.
Video von Almabtrieb und Schafschied in Tarrenz
Unser Almfuchs hat den Alpabtrieb von der Tarrenton Alm und Hinterberg Alm sowie die anschließende Schafschied in Tarrenz auch mit seiner Kamera begleitet. Das Video findet ihr hier in diesem Beitrag!
Bedeutung von Schafen und Ziegen für die Almen
Die Schafhaltung und -zucht hat hierzulande lange Tradition. Sie ist laut dem österreichischen Bundesverband für Schafe und Ziegen (OEBSZ) zwar klein strukturiert geblieben, in den letzten Jahren aber leicht gestiegen. Rund 110.400 Schafe und mehr als 12.500 Ziegen sind laut Invekos-Daten in vergangenen Jahren im Sommer auf unsere Almen gekommen. 25 verschiedene Schafrassen finden sich in Österreich. Vom Fleisch- und Milchschaf zum Land- und Bergschaf sind alle bedeutenden Typen vertreten. Von den Zuchtschafen gibt es vom Tiroler Bergschaf mit knapp 13.690 die meisten Tiere. Zahlenmäßig leben die meisten Schafe in Tirol und Niederösterreich (vor allem Milchschafe). In den letzten Jahren waren die Schafe allerdings von Raubtieren, allen voran dem Wolf, zusehends bedroht.
Schafe und Ziegen pflegen hochalpine Weideflächen
Schafe und Ziegen sind für die Weideflächen im österreichischen Alpenraum besonders gut geeignet.Sie sindtrittsicher und fühlen sich auch rund um bergige, hochalpine Standorte wohl, wo es Rindern zu steil oder steinig ist. So tragen sie wesentlich dazu bei die einzigartige Almlandschaft in Österreich zu erhalten.
Mit ihren Hufen können die Schafe den Boden auf sanfte Art verdichten, und so etwa vor Murenabgängen schützen. Außerdem fressen sie zusammen mit den Ziegen nicht nur Wiesen- und Almkräuter, sondern auch borstiges Gras, kleine Büsche, stachelige Pflanzen, Sträucher und junge Triebe. Dieses borstige, faserreiche Futter können sie gut vertragen, weil sie im Vergleich zu anderen Huftieren einen langen Verdauungstrakt haben.
Sie fressen auch noch sehr kurzes Gras, was gerade im hochalpinen Gelände im Westen Österreichs und bei der Nachbeweidung von Vorteil sein kann. Damit helfen Ziegen und Schafe die Verbuschung der Almen einzudämmen. Auch bei einer Rekultivierung der Almflächen können die Tiere daher gute Dienste leisten.
Kein Wunder also, dass die kleinen Wiederkäuer auch zum Ende der Almsaison ihren großen Auftritt haben. So etwa in Tarrenz im Tiroler Oberland. Nach einem Almsommer in den Berghöhen werden die Tarreter Schafe, wie sie hier genannt werden, dort Anfang September von der Bevölkerung im Tal freudig in Empfang genommen.
Bei uns bleibt die Almsaison lebendig. Videos von Almauf- und Abtrieben
- Feierlicher Almabtrieb von der Gogles Alm nach Fließ im Tiroler Oberland
- Almauftrieb der Tiroler Noriker Zuchthengste in Kirchberg
- Auf der Reicheralm lohnt sich der zeitige Auftrieb
- Beim Almauftrieb auf die Bürglalm springen die Rinder vor Freude
- Almauftrieb auf die Niederkaseralm im Tiroler Unterland
Wie das Hüten von Ziegen und Kühen im Almsommer von anno dazumal abgelaufen ist, erklärt Buchautor und Geschichtsexperte Georg Jäger