Zunter, Nora, Bleame (Blümchen), Goldi, Emma, Nadja, Edelweiß, Glocke, Leni, Elsa, Olga, Taube, Resi, Lina, Stern und Nani. So heißen sie, meine Chefinnen. Um ihr Wohl wird sich mein Denken und Tun drehen; tagein, tagaus für die nächsten zwei Monate.
(Alm)Kühe sind wunderbare Wesen, sie geben uns ihr Wertvollstes, ihre Milch. Sie verwandeln dank ihrer vier Mägen Pflanzen, die für uns Menschen anderweitig nicht verwertbar wären. Grasend, wiederkäuend und mit ihren Verdauungsprodukten für dauerhaft fruchtbare, sprich humushaltige Böden sorgend, schaffen und erhalten sie überhaupt erst, was wir Alm bezeichnen. Jene alpine Kulturlandschaft, über deren Schönheit wir uns freuen, wo wir so gerne wandern oder die Seele baumeln lassen, wir verdanken sie unseren Kühen (und Schafen und Ziegen und Pferden – damit hier keiner beleidigt ist …)
Kühe sind also die wichtigsten Baumeister unserer Almen und wir verdanken ihnen unendlich viel. Was sie dabei zu Recht nicht sind, ist anspruchslos. Das ist nur fair. Kühe wollen gut gehalten und umsorgt werden, auch wenn sie an sich große Robustheit gegen Wind und Wetter und gute Geländegängigkeit mitbringen. Aber Schludrigkeit beim Melken, fehlendes Weidemanagement, Unpünktlichkeit, mangelnde Sorgfalt und Hygiene generell – das kannst du dir bei Kühen nicht leisten. Schon gar nicht auf der Alm, wo dir die Technik nicht im selben Umfang wie im Talbetrieb gewisse Routine-Vorgänge abnimmt oder wenigstens erleichtert.
Bauer Thomas weist mich kurz in die Bedienung der Melkanlage auf der Niederalm ein, wo eine Rohrmelkanlage die Sache einigermaßen erleichtert. Die Milch rinnt über ein Leitungssystem von selbst in den Kühltank. Ich weiß bereits, dass das auf meiner Hochalm nicht der Fall sein wird. Dort werde ich das wertvolle Nass selbst bis zum Tank schleppen und hineingießen. Meine Muckis freuen sich schon mal im Vorhinein.
Jetzt stehen wir im Stall und Thomas stellt mir meine Chefinnen namentlich vor, nennt mir die eine oder andere Eigenheit, auf die ich beim Melken zu achten habe, und ich mache mich ans Werk. Es ist wie beim Skifahren oder Schwimmen: Melken verlernst du nicht, wenn du die wichtigsten Handgriffe und worauf es dabei besonders ankommt, einmal verinnerlicht hast. Keine Kuh melkt sich exakt wie eine andere. Bleame ist schneller fertig als Zunter, Edelweiß ist etwas kitzlig und Stern musst du mit gefühlvollem Streichen den letzten Tropfen Milch abgewinnen, denn sauber ausgemolken werden muss – das ist das Einzige, was auf alle Kühe gleichermaßen zutrifft.
Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Ich habe mich mal vorgestellt bei Taube und CO., ich hoffe auf eine wunderbare Zusammenarbeit. Mein Almfieber steigt …
Hier gibt’s weitere Beiträge von unserem Almfuchs:
- Auf der Alm, da gibt’s – viel Arbeit
- Almen verbinden auch im Winter Tal und Berg
- Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten Teil 1
- Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten Teil 2
- Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten Teil 3
Und hier findet ihr Beiträge über das Arbeiten auf der Alm:
- So finden Almneulinge eine Alm zum Arbeiten
- Warum Menschen auf der Alm arbeiten wollen
- Ehepaar Göschl von der Tangernerhütte in den Kärntner Nockbergen berichten vom Almleben
- Mathias Hölzl aus dem Salzburger Pinzgau kann sich ein Leben ohne Alm nicht vorstellen
- Erna Wimmer von der Bachalm im Stubachtal im Oberpinzgau (Salzburg) kann sich nichts Schöneres als Sennerin vorstellen