Ohne Schönfärberei, die Arbeit auf der Alm ist eine ziemliche Herausforderung. Wenn noch schwierige Bergflächen und Zeiten hinzukommen, scheint die Aufgabe so groß wie der Berg auf dem die Alm liegt. Dort droben aber schlägt das Herz für und von der Alm.
Die Petzen in Südkärnten birgt so eine Herausforderung. Das imposante Bergmassiv, inmitten der Karawanken und Teil des UNESCO Global Geoparks, hat schroffes, felsiges Gelände, steile Gräben, weitläufige Latschenfelder und dichte Schutzwälder. Hier heroben Almwirtschaft zu betreiben ist, unschwer zu erraten: eine ziemliche Herausforderung. Die Agrargemeinschaft Techma will es dennoch weiter wagen und hat zum Trotz der Zeit zum Ende der vergangenen Almsaison im Herbst 2022 eine neue Almhütte offiziell eingeweiht.
Ein Lebenszeichen setzen
„Wir wollten ein Lebenszeichen setzen, für die Almwirtschaft“, erklärt der Obmann der Agrargemeinschaft Techma, Biobauer, Forstwirt und Forstberater Marian Tomažej aus Feistritz ob Bleiburg. „Die Hütte ist das Herz der Geschichte.“ Rund herum sei es laut Tomažej ein schwieriges Gelände, „irrsinnig steil und für landwirtschaftlichen Ertrag schwierig“. Die Weideflächen sind klein und betragen insgesamt rund 20 Hektar bei 700 Hektar Gesamtbesitz. Und doch wollte man auf der Petzen nicht aufgeben, dieses Herzstück, wenn man so will, nicht brach liegen lassen. Nun ist es eine „größere, bessere Hütte geworden, aus Holz aus unseren eigenen Wäldern.“
Die Techmahütte soll ein „Ausrufezeichen“ sein. Der Mittelleger auf 1670 Metern Seehöhe wurde in den letzten Jahren für rund 300.000 Euro neu aufgebaut. Dabei wurden die behördlichen und gesetlichen Bestimmungen eingehalten, wurde im Einklang mit Natur- und Wasserschutz gearbeitet. Nun bietet sie von Juni bis September einen geräumigen Unterstand für fast zwei Dutzend Rinder und Pferde, eine Unterkunft für die Landwirte und Agrarmitglieder sowie Einstellplätze für Futter und Zaunmaterial. Früher wäre das nicht möglich gewesen. „Die Techma besaß eine kleine Holzhütte“, berichtet Tomažej. Schnee von gestern. Wobei dieser, also jener der letzten Wochen jetzt noch auf den Almflächen liegt.
Sobald die letzten Reste des Winters aber gewichen sind, werden zwei engagierte Landwirte der Agrargemeinschaft wie letztes Jahr insgesamt rund ein Dutzend Stück Vieh, Jungrinder und Pferde, auf die Petzen treiben. Es sind kleine Dimensionen und große Aufgaben, gibt Tomažej unumwunden zu. Ständige Behirtung oder gar Sennerei kann hier keine stattfinden. Ein leidenschaftlicher Altbauer wird im Almsommer regelmäßig nach den Tieren sehen. Die finden hier auf der Petzen genügend „zum Futtern“, sind sie zahlenmäßig doch überschaubar und die Weidegebiete für sie dementsprechend groß.
Wenige Almen in Südkärnten
Es sind nur mehr ganz wenige, die sich die Almarbeit in Südostkärnten noch antun, meint der Feistritzer Forstwirt. Neben der Wackendorfer Alm in unmittelbarer Nähe ist die „Techma“ eine der wenigen bewirtschafteten Almen in dieser Region in den Karawanken. Dabei habe es laut den Aufzeichnungen auf der Petzen seit jeher Almwirtschaft gegeben.
Und so will die Agrargemeinschaft mit der neuen Techmahütte auch die Almwirtschaft attraktiver machen. Denn gibt es eine anständige Hütte mit Unterstand und allem Drum und Dran, dann könnten sich auch wieder begeisterte Landwirte finden, die Weiden mit Vieh zu bestoßen. So die Überlegung. In diesem Sommer werden sich der Herausforderung die beiden Landwirte des vergangenen Jahres stellen. Neue seien noch keine hinzugekommen. Doch mit der neuen Hütte sei ein Schritt für die Ewigkeit gesetzt, meint Tomažej. Gemäß dem Motto: Was noch nicht ist, kann ja noch werden. „Es herrscht eine positive Stimmung. Auf das Hüttenfest im Sommer freuen sich schon alle.“ Und beim Feiern kommen bekanntlich die Leute zusammen.
Die Almflächen sind die Skipisten des Winters
Im Sommer werden es auch wieder einige Touristen sein, welche die Wege und Almflächen auf dem Unterkärntner Hausberg nützen. Für die Bergbahnen Petzen laufe der Betrieb gut, die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, berichtet Tomažej. Im Nahbereich der Hütte wurde einer Erweiterung der Piste zugestimmt, das bedeutet auch rund 1500 Quadratmeter mehr Weide. Um im Einklang mit der Schutzfunktion des Waldes zu sein, wird ein anderer Bereich nicht mehr beweidet und aufgeforstet.
Mit der Gondel sei man übrigens am schnellsten auf der „Techma“, mit dem Auto sei das schon eine weitere Anreise. Bei der Fahrt mit dem Skilift zeigt sich auch schnell: Die Weideflächen des Sommers sind die Skipisten des Winters. Ohne Beweidung müssten die Flächen aufwendig von Mensch und Maschinen bearbeitet werden. Ohne Beweidung würden auch immer mehr offene Almflächen verloren gehen, verbuschen oder verwalden. Davon hätte weder die Freizeitwirtschaft noch Almwirtschaft etwas. Mitte der 1960er Jahre wurde hier der erste Skilift gebaut. Später der Sessellift, Tomažej erinnert sich: „Es war einer der längsten Sessellifte. Die Skifahrer wurden unten mit Decken ausgestattet, weil es so windig und kalt am Lift war.“ Der Berg war wohl schon immer eine Herausforderung, – die zu meistern sich aber immer wieder aufs Neue zu lohnen scheint. Das soll mit der Almwirtschaft nicht anders sein.
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