„A schians Platzl“ ist im weichen Unterländer Dialekt ein schöner Flecken Erde, zum Genießen und Ausruhen. Die Hintenbachalm auf 1.140 Metern Seehöhe im Unteren Grund am Ende des Landschaftsschutzgebietes Spertental oberhalb von Aschau bei Kirchberg bereitet in den Kitzbüheler Alpen die grüne Bühne für das Kasplatzl, einer pfiffigen Schaukäserei mit vielen g’schmackigen Spezialitäten. Der Genuss kommt dabei nicht zu kurz, die Ruhe zum Reifen des Käses und Grasverwerten der Weidetiere ebenso wenig. Wegen des „schianen Platzls“ geht es in den Urlaubsmonaten aber auch mitunter laut zu, wenn der Boden unter den zahlreichen Wanderern und Wanderinnen, Mountainbikerinnen und Mountainbikern knirscht, die Kuhglocken läuten und die Kinder voll Freude schreien.
Zwei Almen für die Kühe und eigenes Wasserkleinkraftwerk
Der Trubel der Gäste geht an den Weidetieren vorbei. Die rund 70 eigenen Milchkühe dürfen den Almsommer zwischen Hintenbachalm (1.140m) und Schöntalalm (1.650m) verbringen. Die Almschweine haben dort oben ein lauschiges „Platzl“ und profitieren von der bei der Milch- und Käseproduktion anfallenden frischen Molke. Das eine nützt dem anderen und umgekehrt. Ein weiterer Kreislauf ist auf der Hintenbachalm besonders: Mit kleinem Wasserkraftwerk kann sich die Alm samt Käserei und Landwirtschaft vollständig selbst mit Energie versorgen und so energieautark sein.
Sennalm mit Schaukäserei
Jungbauer Hans Walch vom Scherrhof in Kirchberg bewirtschaftet mit seiner Frau Claudia die Hintenbachalm von Mitte Mai bis Anfang Oktober. Bis Ende Juli wird täglich gekäst, ab August jeden zweiten Tag – je nach Milchleistung der Kühe. Jeden Almsommer kommen so rund 1.100 Käselaibe aus 100.000 Litern Milch zustande.
Im Juli und August hat das Kasplatzl jeden Tag geöffnet, im Mai, Juni, September und Oktober ist Montag Ruhetag. Führungen durch die Schaukäserei und Brotbackkurse sind nach Voranmeldung jeden Donnerstag möglich.
Auf Aussehen und regionalen Dialekt wird in der Schaukäserei Kasplatzl auf der Hintenbachalm ebenso Wert gelegt wie auf Regionalität und Geschmack. Man lernt nie aus, schon recht nicht auf der Alm. So zieren Männermodels und humorvolle Bezeichnungen den Hartkäse (junger Hupfer, Oida Buggler) und Weichkäse (feiner Maxl, Kraftlaggl). Der Schnittkäse mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen gewährt weitere Einblicke in den Kitzbüheler Sprachgebrauch (Lausbua, Naturbursch und Schluckspecht). Den Frischkäse darf dann aber doch noch ein Mädchen zieren, im Unterländer Dialekt „gschtiaschts Dianei“. Marmeladen und Honig heißen amüsanterweise „siasser Strizzi“. Schnittkäse, Wurst, Speck, selbstgebackenes Brot und den „Feinspitz“, der sich als dunkler Moosbeersenf entpuppt, gibt es auch.
Über Hängebrücke zur Hintenbachalm
Von der Mautstation und dem Parkplatz Unterer Grund führt ein Wanderweg in 40 Minuten zur Alm. Dabei passiert man auch eine 80 Meter hohe Hängebrücke, den Wasserfall und wandert entlang des Flusses. Rad- und Autofahrer können die Mautstraße benützen.
Von der Hintenbachalm aus kann man den Blick auf die Hex (1.939m) – heißt wirklich so, das Blaufeldköpfle (2.074m) und den Großen Rettenstein (2.366m) sowie auf gegenüberliegender Seite auf Gerstinger Joch (2.035m), kleiner Tanzkogel (1.974m), großer Tanzkogel (2.097m) und Schwarzkarkogel (2.089m) schweifen lassen. Weitere Wanderungen führen zu den zahlreichen Almen in der Nähe: u.a. Hintenkaralm, Schusterbaueralm, Angereralm, Stockeralm. Umliegende Schutzzonen für Gams und Steinbock, Birkhuhn und Auerhuhn sowie Rothirsch lassen auf Wildbeobachtungen im Herbst hoffen.
Fotos: Tirol Werbung
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