Almfuchs’ Nachbergpredigt #5: Lasset die Kinder zu mir kommen

…So spricht der Gute Hirte im Evangelium, als allzu eilfertige Jünger „lästige“ Kinder, die ihm zuströmen, wegscheuchen wollen. Auch mir, dem Hirten von der Nachbergalm „strömen“ Kinder zu, wenn auch vorderhand mal nur zwei. Wobei nicht ich die Attraktion bin, sondern die Alm selbst, mit ihren Kühen und meinem Stierkalb.

Meine jüngste Tochter Maria und ihre beste Freundin Emma zu Besuch bei mir auf der Alm. Einmal mehr die Gelegenheit für mich zu beobachten, wie faszinierend Kühe für Kinder und Jugendliche sind. Ich erinnere mich, dass es bei mir genauso war. Etwas hat mich unwiderstehlich zu diesen wunderbaren Tieren schon als kleiner Bub hingezogen. Ich finde das ausgesprochen interessant und empfinde es als ein Privileg. Das hat mir einen „natürlichen“, von Vorurteilen und Ängsten nicht verdorbenen Zugang zur Arbeit der Milchbauern und zum Wesen Milchkuh gewährt.

Etwas, das ich wiederholt feststellen konnte: Kinder haben generell einen unverkrampften, neugierig-wohlwollenden Zugang zu Kühen, überhaupt zu unseren sogenannten Nutztieren. Nicht alle freilich, und wenn von Anfang an Angst mit im Spiel ist, darf man um Gottes Willen kein Kind zur Kuh hin zwingen. Aber das ist selten. Diese Ängste kommen oft erst später. Genauso wie umgekehrt eine Art eingebildete „Seelenverwandtschaft“ zu Kühen, die glaubt, das höchste Glück der Kühe bestehe darin, ständig gestreichelt zu werden. Ich weiß, dass Kühe es bei weitem vorziehen, ihrer Fresslust nachzugehen, unter sich zu bleiben und die meiste Zeit wollen sie einfach in Ruhe gelassen werden.

Kommen Kinder und Kühe zusammen, lernen „beide“ sehr schnell, dass man einander nicht zu fürchten braucht. Zarte Kinderhände – das klingt jetzt vielleicht seltsam – sind beim Vormelken absolut kein Nachteil. Dazu braucht es keine Kraft. Emma und Maria sind denn auch mit Feuereifer bei der Sache. Und wie erst, wenn es ums Tränken ihres Lieblings, meines kleinen Stierkalbes geht. Diesem haben wir zusammen jetzt auch eine neue kleine Erfahrungswelt eingezäunt. Ein kleiner Anger, wo er jetzt seine Bocksprünge machen kann. Die von weißen, Strom führenden Litzen gebildete Grenzen dieser „Welt“ musste er nolens volens erst unangenehm als solche erfahren. Dieses Schicksal teilt er mit allen Rindern. Rinder und Kinder brauchen gewissen Grenzen. Anders geht es nicht. Aber: Lasset die Kinder zu mir kommen – und zu den Rindern. Amen

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