Heute fangen wir ganz vorne an. Bei der Erschaffung der Welt in sechs Tagen, wie sie uns im ersten Buch Mose, der Genesis geschildert wird. Tag fünf: Gott macht sich an die Erschaffung der Tiere und er erschafft sie als „Vieh“ und als „wilde Tiere“ „nach ihrer Art“. Da wollen wir mal kurz halt machen und dem Sinn dieser Worte nachspüren. Egal, was du von Gott und der Bibel halten magst, aber ist das nicht ein genialer Gedanke? Es gibt Tiere, die wild geschaffen sind und wild bleiben und solche die „nach ihrer Art“ als Vieh geschaffen sind. Halt, sagst du, so ein Blödsinn!
Die Milchkuh und der Haushund usw. sind natürlich nicht als solche „von Gott“ erschaffen, sondern der Mensch hat sie domestiziert, hat sie aus ihrer Urform, dem Auerrind und dem Wolf usw. heraus sozusagen in seine Welt hinein sozialisiert, selektiert, gezüchtet. Jaja, da hast du völlig recht, aber sie, diese Tiere, haben das eben mit sich machen lassen und vor allem: ihrer Art nach waren sie dem Menschen von Nutzen. Warum hat der Mensch nicht das Krokodil domestiziert, den Steinbock und den Lurch? Weil die ihm schlicht nichts nutzen. (Ich weiß schon, dass es Krokodilfarmen gibt als Touristenattraktion und Zoos mit Steinböcken und Lurchen (der Alpenzoo, glaub ich, hat auch Lurche…), aber das sind zwei paar Schuh im Vergleich mit unseren klassischen Nutztieren und Haustieren.)
Wir halten also fest mit der Bibel: Es gibt Tiere, die sich der Mensch zu Nutze macht, „nach ihrer Art“. Sehr spät in der Moderne, lässt er diese zu sich ins Haus und „adelt“ ihren Namen dementsprechend. Man darf aber durchaus fragen, ob es für den Stubentiger „nach seiner Art“ nicht viel „artgerechter“ wäre, wenn er sich draußen herumtreiben, ungehindert fortpflanzen, Vögel jagen und sich Bandwürmer und allerlei andere Parasiten einfangen, vom bösen Wolf gefressen bzw. viel wahrscheinlicher und in der Praxis weit häufiger, vom Auto überfahren werden könnte.
Dass wir sie seit vielleicht zwei-, dreihundert Jahren (sicher nicht viel länger – ich habe das jetzt nicht recherchiert) Haustiere nennen, ändert nichts daran, dass wir sie benutzen, nur halt zu neuen, anderen Zwecken, die aber „ihre Art“ irgendwie zulässt. Da wird es allerdings heikel, wenn ich zum Beispiel an den Schoßhund denke, diese Karikatur seines stolzen Stammvaters, des Wolfes.
Und noch heikler wird es für mich, wenn der Besitzer, die Besitzerin des genannten Hündchens, während dieses ihm oder ihr auf dem Schoß sitzt, in Facebook und Co die Moralkeule gegen die „bösen“ Nutztierhalter schwingt. Da möchte ich doch einen Sprung ins Neue Testament wagen und sagen: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet“ (Mt. 3.7) Und weiter heißt es dort: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, den Balken aber in deinem Auge siehst du nicht?“ Amen.
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