In Tirol kommt jede zweite Milchkuh den Sommer über auf die Alm. Die allermeisten dieser Kühe kennen die Alm bereits aus Kindheits- bzw. Jugendtagen, also aus einer Zeit, wo sie noch keine Kuh waren. Denn Kuh nennt man ein Rind erst, wenn sie Milch gibt und dazu muss das Tier gekalbt haben, dann setzt der Milchfluss ein.
Viele Jungtiere werden auf Almen getrieben
Folglich gibt es eine ganze Reihe von Almen, auf denen Jungtiere unterschiedlichen Alters in ihr Almleben eingeführt werden. Das können Milchkuhalmen sein, wo zusätzlich auf abgetrennten Koppeln Jungtiere gealpt werden, meist ist das in den höher gelegenen Regionen der Fall. Daneben sind viele Almen reine, so genannte Galtalmen. Auch auf diesen Almen braucht es Hirten und Hirtinnen, die sich um den Nachwuchs kümmern.
Der Begriff „galt“ bedeutet übrigens laut Duden schlicht „keine Milch gebend“. Galt sind also Jungtiere, die zurzeit keine Milch geben oder Rinder, die im „Mutterschutz“ sind, das heißt relativ kurz vor dem Abkalbetermin stehen. In diesen 6 bis 8 Wochen werden angehende Muttertiere nicht mehr gemolken, da alle Energie in den Nachwuchs fließen soll.
Galtalmen sind für Einsteiger geeignet
Galtalmen sind besonders geeignet für Einsteiger ins Almleben, da sie – vergleichsweise zu Almen mit Milchkuhhaltung oder Sennalmen mit Käserei – wenig Vorkenntnisse voraussetzen. Als Almfuchs sage ich aber gleich dazu, dass jene Härten, die ein Almleben mit sich bringt, für Galtalmen genauso gelten wie für Senn- und Milchkuhalmen. Egal auf welcher Alm, es bleibt ein herausfordernder Job, weit davon entfernt für Träumer oder pure Almromantiker zu sein.
Wer nicht gut zu Fuß und nicht bereit ist, bei jedem Wetter täglich Kontrollgänge durchzuführen, das Vieh zu suchen, die Gesundheit zu kontrollieren, Zäune abzugehen, im Fall zu reparieren, schwere Salzrucksäcke zu schleppen, verstopfte oder versiegte Tränken in Stand zu setzen, verirrte Jungtiere zu retten und, und, und braucht gar nicht daran zu denken, sich einen schönen Almsommer auf einer Galtalm zu machen. Einen guten Einblick in seine Arbeit lieferte uns im Sommer 2023 Bernhard Hanak von der Himmelalm in den Türnitzer Alpen.
Auch Jungtiere sind Tiere und damit teilweise unberechenbar. Vor allem sind sie hungrig und suchen ihr Gras mitunter auch dort, wo es gefährlich wird. All das muss ein Hirte, eine Hirtin im Auge und unter Kontrolle haben. Und dann gehört oft auch noch das mitunter mühsame Umtreiben in neue Weidegebiete zu den Aufgaben. Für das eigene, leibliche Wohl muss ein Hirt, eine Hirtin auch sorgen, das bedeutet kochen, den Holzofen einheizen, die Alm in Schuss halten usw..
Voller Einsatz bei jedem Wetter
Selbstverständlich kann es gerade auf höhergelegenen Almen im Sommer Wetterumschwünge und Schnee geben. Dann heißt es vollen Einsatz zeigen und – falls der Schnee liegen bleiben sollte – auch Stallarbeit leisten. Das bedeutet: die Tiere in dafür vorgesehene Unterstände zu bringen, dort täglich zu füttern, zu tränken und auszumisten. Das kann je nach vorhandener Infrastruktur sehr anstrengend sein.
Freilich werden dem Hirten oder der Hirtin bei extremen Schneefällen oder anderen Wetterextremen genauso wie bei allen nicht allein zu bewältigenden Aufgaben und Notfällen, die Besitzer der Tiere zu Hilfe eilen. Aber in solchen Situationen erfordert das uralte, ungeschriebene Gesetz der Alm vollsten Einsatz von allen, oft bis zur physischen und psychischen Belastungsgrenze.
Die allermeiste Zeit gestaltet sich ein Hirtenjob jedoch vergleichsweise stressfrei. Man ist viel draußen unterwegs. Meist hat man seine Ruhe, kann in den Pausen die Schönheit der Natur und das Bimmeln der hellen Glocken genießen.
Vorteile beim Arbeiten auf Galtalmen
- relativ gesehen niedrigere Einstiegsschwelle für Neulinge, da weniger Vorkenntnisse vorausgesetzt werden (wobei Bäuerinnen und Bauern lieber erfahrenen Hirtinnen und Hirten den Vorzug geben)
- meist freiere Zeiteinteilung (als z.B. auf Milch- oder Sennalmen)
- viel Zeit an der frischen Luft
- Almeinsamkeit zumeist garantiert
Nachteile beim Arbeiten auf Galtalmen
- zumeist geringere Entlohnung
- oft ist man auf sich alleine gestellt (es gibt große Galtalmen mit Zweier-Behirtung, manches Pärchen teilt sich auch den Lohn für eine Hirtenstelle auf kleineren Galtalmen)
- Verantwortung für Jungtiere
Informationen zu speziellen Anforderungen je nach Alm-Art
- Tipps für Alm-Neulinge von unserem Almfuchs
- Arbeiten auf einer Milchkuhalm
- Arbeit als Schaf- und/oder Ziegen-Hirt
- Arbeiten auf einer Senn- oder -Käsealm
Neugierig geworden? Weiterführende Links helfen bei der Job- und Kurssuche
- Stellenangebote von der Almwirtschaft Österreich
- Kurssuche LFI österreichweit
- Bildungsprogramm vom LFI bestellen
- Freiwilligenarbeit auf der Alm
- Bei Umweltbaustellen des Alpenvereins freiwillig mithelfen
Einblicke ins Arbeiten auf der Alm
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