Schon die Anfahrt über das herrliche Brandenberger Hochtal mit seinen wunderschönen Bergbauernhöfen macht mir Lust auf Alm. Es ist ausnahmsweise trocken in diesem verregneten Juni und die Sonne scheint. Überall sind die Bauernfamilien beim Heuen, es riecht herrlich und ich ziehe einmal mehr meinen Hut vor den vielen Fleißigen, die sich auf den steilen Hängen abrackern.
45 Minuten sind’s vom Inntal bis zum Hochleger auf der gut fahrbaren Almstraße, die natürlich landwirtschaftlicher, forstlicher und jagdlicher Nutzung vorbehalten ist. Dass mir keiner auf die Idee kommt, mich ungebeten mit dem Auto zu besuchen! Aber halt, kann ja gar nicht passieren, da ist ja auch ein Schranken davor.
Auf der Hochalm angekommen, wartet schon Bauer Thomas auf mich. Die schöne hölzerne Almhütte kannte ich schon von Fotos. Jetzt wird das Innere inspiziert und vor allem die wichtigste Infrastruktur für die tägliche Stallarbeit. Erster Eindruck: Gefällt mir alles ausgezeichnet, aber ich sehe schon die Arbeit vor meinem geistigen Auge. So soll es sein.
Von der Küche mit Esstisch geht es seitlich weg in ein Gästezimmer und durch eine andere Tür ins Milchkammerl, wo auch der mit Holz beheizbare Boiler steht. Hier gibt es auch eine Dusche. Seitlich unmittelbar angrenzend, das Schlafzimmer des Almingers und geradeaus weiter geht es in den Stall. Aufstehen, einheizen, Milchgeschirr richten, Kühe holen – ich sehe die tägliche Routine schon vor mir.
Eine kleine Almrunde zusammen mit Thomas eröffnet mir herrliche Blicke in die umliegende Gegend der Brandenberger Alpen. Mit bunten Blumen bestandene Almwiesen – Artenvielfalt, abwechslungsreiche, mosaikartige Almlandschaft, wohin das Auge blickt. Der Grasaufwuchs schon fast zu üppig, denke ich mir. Höchste Zeit, dass sich die Kühe daran satt fressen. Ja, meint Thomas, heuer sei man eigentlich schon zu spät dran, aber sich auf Termine zu einigen, sei bei Gemeinschaftsalmen traditionell kein einfaches Unterfangen. Als ob ich das nicht wüsste …
Noch schnell auf den Zunterkopf rauf, mit der denkbar prächtigsten Rundumsicht. Das auslaufende Unterinntal liegt mir zu Füßen und darüber fächert sich vor meinen Augen gefühlt der halbe Alpenbogen der Ostalpen auf. Von den Hohen Tauern über die Zillertaler bis zu den Tuxer Alpen, nach Westen zu Rofan und Karwendel, nach Norden die bayrischen Voralpen wandert der Blick.
Und mittendrin, „meine Alm“, mein kleines Almdorf, um genau zu sein. 8 Almgebäude liegen locker verstreut auf dem Alm-Areal. Alle Almbauern haben ihren Heimbetrieb in Breitenbach am Inn, auf dessen Gemeindegebiet die Alm liegt. Und alle haben sie ihre eigene Almhütte mit angebautem Stall, wie es im Unterland üblich ist. Die schönste Almhütte aber ist „meine“.
Jetzt aber runter auf die Niederalm, wo meine Chefinnen zum Antrittsbesuch bereitstehen.
Hier gibt’s weitere Videos von unserem Almfuchs:
- Der Almfuchs stellt sich vor
- Tipps für Almneulinge
- Das Arbeiten auf einer Jungvieh- oder Galtalm
- Tipps für den Urlaub auf der Alm
Und hier findet ihr noch mehr Berichte übers Arbeiten auf der Alm:
- Das kleine 1×1 zum Arbeiten auf der Alm
- Als Hirte auf einer Schaf- oder Ziegenalm
- Wie hart ist der Arbeitstag auf der Alm?
- Die unterschiedlichen Aufgaben auf der Alm
- Das Schönste auf unseren Almen