Steiermarks größte Schafalm liegt im Sommer am Hauser Kaibling (2015 Metern Seehöhe) in den Schladminger Tauern über Haus im Ennstal. Mehr als 800 Tiere grasen die Wiesen ab und pflegen so die Landschaft, erhalten die Biodiversität, verhindern Verbuschung und bereiten die Flächen ideal für den Skiwinter vor. Außerdem bieten die Paarhufer im Sommer den Wanderinnen ein besonderes Bergerlebnis. Das nachhaltige Projekt hat sich bis heute ausgezeichnet entwickelt.
„Da die Almen immer weniger bewirtschaftet werden, wachsen sie nach und nach zu. Um diesem Vorgang entgegenzuwirken wurde 2008 vom steirischen Schaf- und Ziegenzuchtverband gemeinsam mit verschiedenen Partner:innen das Almlämmerprojekt am Hauser Kaibling gestartet“, berichtet Josef Schmiedhofer vom Verband. 2022 war es die bereits 15. erfolgreiche Saison.
Starke Frauen am Hauser Kaibling
Der Almsommer beginnt Anfang/Mitte Mai und endet Mitte/Ende September. Die erfahrenen Schäfer:innen Christina Ziegerhofer aus Rettenegg in der Oststeiermark mit Hütehund Jim sowie Schaf- und Ziegenbäuerin Manuela Gessl aus Puchenstuben betreuten im Sommer 2022 gemeinsam die Herde mit mehr als 800 Schafen, Lämmern und 26 Ziegen. Ziegerhofer hat heuer den dritten Sommer am Hauser Kaibling mit Blick auf den Dachstein verbracht.
Mehr als 1 Million Kilogramm Gras fressen
In den circa 120 Tagen auf der Alm frisst die Schafherde mehr als 1 Million Kilogramm Gras. „Die Tiere leisten somit einen wertvollen Beitrag zur Pflege unserer Kulturlandschaft“, betont Schmiedhofer vom steirischen Schaf- und Ziegenzuchtverband. Für die dortigen Flächen bedeutet das natürliche und nachhaltige Bewirtschaftung. So werden die Grasweiden und Hochalmen im Sommer von den Paarhufern kurzgehalten, gedüngt und gleichzeitig durch die Bewegung der Herde befestigt. Das bringt im Winter Vorteile für die Skipisten: Erosion wird verhindert und die Umwelt geschont, weil weniger schwere Maschinen in Betrieb genommen werden müssen. Den Tieren bietet der Hauser Kaibling wertvolles, nahrhaftes Gras und Kräuter, was sich positiv auf die Fleischqualität auswirkt und wiederum zu hochwertigen Almprodukten – wie dem Ennstaler Lamm – führt.
Am letzten Sonntag im Juli wird ein besonderes Fest in Haus im Ennstal veranstaltet. „Jedes Jahr findet als Höhepunkt das ,Steirische Almlammfest‘ statt, welches mehrere Tausend Besucher:innen anlockt“, berichtet Josef Schmiedhofer. Der Einzug der Schäfer:innen, Spezialitäten vom Ennstaler Lamm und musikalische Unterhaltung zählen zum Programm. Hier könnt ihr euch ein Video dazu ansehen.
Mit Schafherde Almwiesen und Pisten pflegen
Im Zuge des Projektes am Hauser Kaibling beweiden Schafe, Lämmer und Ziegen Alm- und Pistenflächen eine Fläche von 500 Hektar, täglich brauchen sie circa fünf Hektar Weide. Rinder wären für die steilen Hänge nicht geeignet. Die Paarhufer bringen landwirtschaftliche und touristische Vorteile. Das Almlämmerprojekt wurde ursprünglich 2008 als Leader-Projekt gestartet. Die unterschiedlichen Interessen der Kooperationspartner – u.a. Landwirtschaft, Tourismus, ökologische Landschaftspflege, Biodiversität, Fleischproduktion – werden bestens gebündelt. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von dem steirischen Lehr- und Forschungszentrum für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein.
Bildrechte: Biolandwirtschaft Ennstal / Martin Huber