Gebhard Lorenz einen Experten auf dem Gebiet „Alternative Energieversorgung“ für Almen und Schutzhütten dazu befragt.
Wie sieht es mit der Energieversorgung auf unseren Almen aus?
Gebhard Lorenz: Auf Almen, die das Glück haben mittels Energiekabel versorgt zu werden, ist der Standard gut. Viele kleine Almen sind aber was Energieversorgung betrifft unterversorgt. Da herrschen teilweise fast mittelalterliche Zustände.
Was verstehen Sie unter „mittelalterlichen Zuständen“?
Gebhard Lorenz: Zu wenig Strom für den täglichen Betrieb. Wenn beispielsweise eine Melkmaschine nicht gleichzeitig mit der Kühlung laufen kann, oder bei laufender Kühlung nicht gleichzeitig gekocht werden kann, oder auch kein Warmwasser für Personalduschen übrig ist, nachdem die Melklanlage mit Heißwasser gespült worden ist. Das sind Alltagsprobleme auf vielen Almen.
Mittelalterlich finde ich aber auch die Stromerzeugung mittels Dieselaggregat. Entweder verwendet als reguläre Stromquelle oder als Notstromaggregat, wenn die besseren Alternativen versagen, oder zu Stoßzeiten einfach zu wenig Kapazität liefern. Dieselaggregate haben einen Wirkungsgrad von max. 30 %, dazu Abgase, Lärm, die Umweltgefährdung durch Dieseltransport und Lagerung. Für die Kühlung sind teilweise noch Flüssiggas- Kühlschränke auf Almen im Betrieb: das ist ebenfalls „mittelalterlich“, da der Wirkungsgrad gegenüber einem solarstrombetriebenen Gerät extrem schlecht ist (30 %).
Ich denke, dass das alles heutzutage nicht mehr Standard sein sollte, es aber noch viel zu oft ist.
Welche alternativen Energiequellen zum Dieselaggregat gibt es für jene Almen, die nicht ans Netz angeschlossen sind?
Gebhard Lorenz: Theoretisch natürlich alle, die die heutige Technik bietet. Die Sonne scheint auch auf die Almdächer, Wasser rinnt (zumeist) reichlich, alle Almen haben eine mehr oder weniger hohen Anteil an Wald. Da liegen alternative Energiequellen also auf der Hand: Photovoltaik, Wasserkraft und etwa Holzherde mit Wärmetauscher und Warmwasserspeicher. Oder Kombinationen aller dieser Möglichkeiten je nach Strombedarf.
Warum haben dann nicht alle Almen Photovoltaik auf den Dächern, ein eigenes Wasserkraftwerk, oder zumindest die nötige Infrastruktur zur Nutzung von Brennholz? Wo liegen die Schwierigkeiten?
Gebhard Lorenz: Das muss man differenziert sehen. Da sind einmal die Investitionskosten, die bei Wasserkraft und Photovoltaik schon erheblich sein können. Beim Wasser kommen noch umfangreiche UVP-Prüfungen (Umweltverträglichkeitsprüfungen, Anm.) dazu. Almen sind ja bekanntlich artenreich und da kann ich nicht einfach seltenen Tieren oder Pflanzen sozusagen das Wasser abgraben.
Die größten Hindernisse sind aber nach wie vor die notwendigen Investitionen. Ohne Fördergelder ist die wirtschaftliche Umsetzung schwierig bis unmöglich. Hier fehlt sicher vielfach die Beratung, was machbar ist und wohl auch immer noch das Bewusstsein der Eigentümer. Flüssiggas war lange Zeit so billig zu haben, dass zum Beispiel bei der Warmwasserbereitung und beim Kochen Holz keine Chance hatte.
Das mit dem billigen Gas hat sich nun doch schlagartig geändert seit letztem Jahr. Und Sie selbst sind ja in der Beratung tätig. Was raten Sie also?
Gebhard Lorenz:. Es stimmt natürlich: Durch den extrem gestiegenen Flüssiggaspreis amortisieren sich Investitionen in Solaranlagen und Holzherde heute viel schneller als noch vor eineinhalb Jahren. Erfreulicherweise sind auch die Rahmenbedingungen für Förderungen für Almen in letzter Zeit besser geworden.
Grundsätzlich werden Inselstromversorgungsanlagen (PV-Anlage, Wasserkraft, Pflanzenöl, Blockheizkraftwerke) von der kpc (Kommunal-Kredit Public Consulting) sehr unkompliziert gefördert, wobei man für Almen eine Bestätigung bringen muss, dass keine Förderung über die Landwirtschaft möglich ist.
Almen, auf die ein Gewerbe angemeldet sind, also Almgasthäuser, Jausenstationen etc. können dann noch um eine Landesförderung ansuchen. Inzwischen gelten auch Gemeindegutsagrargemeinschaften nicht mehr „automatisch“ als Großbetriebe und können unter Umständen auch diese zusätzliche Landesförderung beantragen.
Sehen Sie, von förderbaren Alternativen abgesehen, Verbesserungspotential, dass sich kurzfristig und ohne allzu große Investitionen auf Almen umsetzen lässt?
Gebhard Lorenz: Almbesitzer, egal ob private, Agrargemeinschaften oder Gemeinden sollten die Infrastruktur für die Nutzung von Brennholz für die Warmwasser-Bereitung zur Verfügung stellen. Also einen Holzherd mit Wärmetauscher und Warmwasserspeicher. Der Pächter, oder wer auch immer die Alm dann bewirtschaftet, kann motiviert werden, selbst Brennholz zu machen. Ich kenne eine Alm, wo der Pächter zwar Brennholz vor Ort macht, womit er einen Küchenherd mit Wärmetauscher betreiben kann. Aber es fehlt der Warmwasserspeicher – daher wird Warmwasser trotzdem vorwiegend mit Flüssiggas bereitet. Dem wäre aber mit einer überschaubaren Investition rasch abgeholfen.
Vielen Dank für das informative Gespräch!
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