Der Blick schweift nach oben. Dieses Mal jedoch nicht auf die Berggipfel, sondern auf die Dächer unserer Almen. Denn dort findet sich noch immer altes Handwerk. Angegraut, verwittert und doch langlebig und robust. Dachschindeln aus Lärchenholz sind typisch für unsere Almhütten.
Die Tradition Dachschindeln aus Holz zu fertigen geht aber bis ins Mittelalter zurück und war in vergangenen Jahrhunderten weit verbreitet. Abgelöst von Tondachziegeln, Bitumen- oder Betonschindeln sowie Dachplatten aus Metallen oder Verbundstoffen, finden sich traditionelle Holzschindeln dennoch vielerorts auf Almdächern und auch wieder vermehrt in der ökologischen Holzbauweise.
Traditionelle Schindeln aus Lärchenholz
Für die traditionellen Schindeln aus Lärchenholz wird ein Stamm mit einem Durchmesser von ca. 50 Zentimeter gefällt. Er sollte zwischen 160 und 200 Jahre alt und auf ca. 1500 Metern Seehöhe gewachsen sein sowie regelmäßige Jahresrinden vorweisen. Der beste Zeitpunkt für das Fällen des Holzes ist zwischen dem 29. September (Michaelstag) und 20. Jänner (Fabian-Sebastian).
Bindermeister Martin Six aus Niederösterreich kennt alle Feinheiten des traditionellen Almhandwerks und weiß welche Gebirgslärchen sich besonders gut eignen, wie er im Video des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI) erklärt.
Ein halbes bis dreiviertel Jahr sollte das Holz nach dem Schlägern liegen bleiben, um beim Entrinden das Holz nicht zu beschädigen. Das Holz muss astfrei sein und wird anschließend entrindet, geteilt, danach geviertelt werden. Die Größe sollte dabei jenen der Dachschindeln entsprechen. Anhand eines Spaltkeils ( „Schoatn“) wird der Holzblock geviertelt und bearbeitet. Nach dem Entfernen der Splint, der äußersten Schicht, kann man die ca. 50 Zentimeter langen Schindeln abtrennen. Dabei kommt das traditionelle Schindeleisen zum Einsatz. Das noch frische Holz kann damit leicht bearbeitet und gerade gespalten werden. Danach folgt der Feinschliff mit der Hacke und auf der Schnittbank das Putzen des Holzes mit dem Reifmesser, um Unebenheiten auszugleichen. Die Schindeln werden dann schrägabfallend geformt, so halten sie der Witterung besonders lange Stand, Wasser kann leichter abfließen und Moos sich schwerer halten.
Dachdeckung in drei Lagen
Die gefertigten Schindeln sollten danach so schnell als möglich auf‘s Dach kommen. Ein gebräuchliches Anbringungsmuster ist die Dreifach-Deckung. Dabei werden Schindeln mit unterschiedlichen Längen (20, 35 und 50 Zentimeter) nebeneinander und übereinander angebracht. So kann Wasser gut abtropfen. Eine Besonderheit wird in Vorarlberg erhalten: die Dächer werden dort traditionell in vier Lagen gedeckt und die Schindeln am unteren Ende werden nicht abgeschrägt. Übrigens steile Dächer begünstigen die lange Haltbarkeit der Holzschindeln.
Die Dachschindeln aus Lärchenholz sorgen so nicht nur für eine besonders schöne Optik. Sie bringen weitere Vorteile mit sich: langlebig, robust und kostengünstig – das Holz gibt es quasi vor der Almtür!
Traditionelles Handwerk rund um unsere Almen
- Almwaale – traditionelle Bewässerung von Almweideflächen
- Sensenmähen
- Brunnentrog aus Holz
- Buttermodln schnitzen
- Heuziehen im Tiroler Valsertal
- Der Hornschlitten
- Wiederbegehung des Bocksteigs im Raurisertal
- Almkranzbinden