Das Leben auf der Alm kennt Mathias Hölzl seit frühen Kindertagen. Bereits als kleiner Bub verbrachte der heute 35-jährige Salzburger die Sommermonate auf der Bacheralm im so genannten Nadernachtal in Wald im Pinzgau (Salzburg). Sein Großvater Rupert Wechselberger hat ihm in dieser Zeit Vieles beigebracht, was ein Almbauer wissen muss. Und so entstand bei Hölzl schon sehr früh der Wunsch, auch mal selbst Almbauer zu werden, und sein Almwissen in die Praxis umzusetzen. Petra Fürstauer-Reiter von der Almwirtschaftsberatung Invekos der Landwirtschaftskammer Salzburg hat Hölzl kennengelernt und diesen Text verfasst.
Mathias Hölzl ist in der Bergbauerngemeinde Wald im Pinzgau (Salzburg) aufgewachsen und war von Bauernhöfen umringt. Die landwirtschaftliche Arbeit war ihm nie fremd. Fasziniert hat ihn aber immer schon das Leben und Arbeiten auf der Alm. Als Kind und Jugendlicher war er elf Mal in den Sommerferien auf der Bacheralm. Er lernte dabei früh den richtigen Umgang mit den Tieren, die Unwettergefahren auf der Alm und andere vielfältige Arbeiten rund um das Almleben. Und sie war immer schon da – die Liebe zu den Bergen, die Hölzl – heute 35 Jahre alt – sein Leben lang begleitet.
Hölzl erlernte den Beruf des Fliesenlegers und Ofensetzers. In der Freizeit zog es ihn immer in die Natur und in die Berge. Sein Wunsch Almbauer zu werden, ließ ihn einfach nicht los. Sein großes Hobby ist das Bergsteigen und als ehrenamtliches Mitglied der Bergrettung und des Alpenvereins verbringt er naturgemäß viel Zeit in den Bergen. Im Sommer 2017 verwirklichte er dann endlich seinen Traum und pachtete das so genannte Seekar hoch über Krimml gelegen. Eigentümer dieser Alm ist eine Besitzgemeinschaft bestehend aus Bauern der Ortschaft Krimml. Auf rund 350 Hektar Fläche erstreckt sich dieses Kar und seit mehr als 30 Jahren wurden dort keine Tiere mehr aufgetrieben. Zudem ist dieses Hochkar nur durch einen Fußweg erschlossen. Diese Voraussetzungen waren für Hölzl eine Herausforderung, denen er sich mutig stellte.
Ein einsames Hochkar als Sommerquartier für Schaf und Ziege
Die Seekaralm liegt oberhalb der Gemeinde Krimml im Grenzgebiet zu Tirol im Gebiet des Nationalparks Hohe Tauern. Man erreicht die Alm über den „Seekarsteig“, abzweigend von der Gerlos Alpenstraße. Der Steig zur Alm führt durch einen ausgedehnten Wald entlang vom Seebach. Danach tut sich das Almgebiet auf und gibt einen wunderschönen Blick hinunter nach Krimml frei. Die Seekaralm ist eine von Felsen und Moränenhügeln durchzogene Almfläche mit saftigen Almgräsern. Zwei Hütten gibt es im Almbereich; eine Jagdhütte und eine Alpenvereinshütte. Diese können von Hölzl als Almpächter mitgenutzt werden, was sehr wichtig ist und die Betreuung sowie Versorgung der Tiere erleichtert.
Auf einer Seehöhe von 2.230 Metern findet man inmitten der Almflächen den idyllischen Seekarsee. Diese für die Alm sehr wertvolle Wasserquelle nützen die vorbeikommenden Wanderer oftmals als Erfrischung und Abkühlung. Beschwerlich ist der Aufstieg zum Seekarsee, lohnend aber die Ruhe und der Ausblick, wenn man das Ziel erreicht hat. Eine Wohltat für Mensch und Tier. Wanderer benötigen für die Strecke zum Seekarsee mehr als drei Stunden und eine gute Kondition. Mathias als durchtrainierter, junger Almbauer, dem wichtig ist, dass jeden Tag seine Tiere gut versorgt sind, braucht für die Strecke nur mehr einen Bruchteil davon. Das Almleben, die tägliche Nachschau bei seinen Tieren, hält ihn fit.
Früher wurden am Seekar Jungrinder gesömmert. Mathias hat sich nun der Schaf- und Ziegenzucht verschrieben und so bewirtschaftet er die Seekaralm mit den kleinen Wiederkäuern. Sie sind bestens geeignet, diese hochgelegenen Almflächen zu beweiden. In dem weitläufigen Gebiet ist es eine Herausforderung, die Tiere unter Kontrolle zu halten. Der untere Almbereich wird jedes Jahr mit einem Weidezaun vom angrenzenden Wald abgetrennt. Ansonsten können sich die Schafe und Ziegen frei bewegen. Mathias hat beobachtet, dass die Tiere gleich zu Beginn kleine Gruppen bilden, die sich dann gemeinsam im Gelände bewegen. Die Tiere bleiben im Gebiet der Seekaralm, denn sie sind es gewohnt, dass Hölzl täglich Nachschau hält und zum Salzen auf die Alm kommt. Durch diese Regemäßigkeit kehren sie immer zu den Salzstellen zurück.
Eine Vermischung mit den Tieren des angrenzenden Wildenkars gibt es so gut wie nie. In etwa 200 Schafe und Ziegen weiden nun jährlich von Juni bis September am Seekar und Hölzl beobachtet ihre Route sehr genau. Ein großer Vorteil des Weidegebietes am Seekar ist, dass es aufgrund der Lage keine intensive Hitze und Sonneneinstrahlung gibt. Die Tiere können so ihre Sommerfrische genießen und sich zur Zufriedenheit ihrer Besitzer während der Sommermonate entwickeln. Die gealpten Tiere gehören einerseits zum Heimbetrieb von Hölzl, denn mittlerweile hat er nicht nur eine Alm, sondern auch eine Landwirtschaft gepachtet. Andererseits sind es Tiere von anderen Landwirten und Landwirtinnen, Tierzüchterinnen und Tierzüchtern, die eine gute Betreuung ihrer Tiere im Almsommer und das schöne Almgebiet schätzen.
Die Freude am Almleben teilt auch seine Familie
Die Liebe zur Landwirtschaft teilt Hölzl auch mit seiner Familie. Ohne deren Rückhalt hätte er seinen Traum nicht verwirklichen können. Ehefrau Nicole und auch die kleine Tochter waren schon mehrmals gemeinsam mit ihm am Seekar. Als sich 2020 die Möglichkeit ergab einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb in der Gemeinde Wald zu pachten, hat die Familie auch dieses Projekt in Angriff genommen. Ein Musikkollege von Hölzl ging in Pension und so bewirtschaftet er seit 2020 auch das „Untersaueggut“, einen sehr steilen Bergbauernbetrieb mit 2,5 Hektar Mähfläche. Die Heuernte auf den steilen Berghängen mit zum Teil mehr als 50 % Hangneigung ist mit viel Handarbeit verbunden und nur gemeinsam zu bewältigen. In diesem Betrieb züchtet er nun Tiroler Steinschafe. Diese älteste Tiroler Schafrasse eignet sich besonders für extensive Betriebe und für Haltung in den Hochalpen. Die beiden Pachtbetriebe (Alm und Heimgut) bewirtschaftet die junge Familie im Nebenerwerb. Die Freude an der gemeinsamen Arbeit in der Natur ist ein wesentlicher Teil des Familienlebens. Und so ist die Seekaralm nicht nur ein Ort, wo gearbeitet wird, sondern auch ein Platz, an dem man die gemeinsame Zeit genießt und, wo Natur und das Miteinander im Mittelpunkt stehen. Ein Ruhepol abseits der Touristenströme.
Miteinander arbeiten – voneinander profitieren
Ein wesentlicher Aspekt, warum Hölzl seinen Wunsch Almbauer zu werden verwirklichen konnte, ist für ihn ein gutes Miteinander, das sich durch sein Leben zieht. Er ist sehr dankbar für das Wissen, dass ihm sein Opa mitgegeben hat. Dies ist eine gute Grundlage und er profitiert auch heute noch enorm davon. Aber auch auf der Alm muss es ein gutes Miteinander geben. Gerade bei der Bewirtschaftung einer entlegenen, nur zu Fuß erreichbaren Alm ist es wichtig, mit den Jägerinnen und Jägern gutes Einvernehmen zu haben und sich gegenseitig zu helfen. Dies funktioniert auf der Seekaralm hervorragend und darüber ist Hölzl sehr froh.
Und so ist Hölzl mit seiner Familie stolz, dass er durch die Bewirtschaftung des kleinen Bergbauernbetriebes und der Alm einen Beitrag leisten kann zur Erhaltung unserer wertvollen Natur- und Kulturlandschaft. Durch die Aktivierung der Almwirtschaft auf der Seekaralm bilden sich wieder neue Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten, die in enger Wechselwirkung mit der Almbewirtschaftung stehen. Dass alles mit sehr viel Arbeit verbunden ist, ist ihm und seiner Familie bewusst. Von Teilen der Gesellschaft würde er sich ein wenig mehr Wertschätzung wünschen. Diese würden oft nicht sehen, wie viel Arbeit in Bewirtschaftung und einem Lebensmittel von der Alm, egal ob Milch, Fleisch oder Käse, steckt.
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