Wickel gelten seit jeher als bewährtes Mittel der Naturheilkunde, welches zur Linderung von Beschwerden und Symptomen eingesetzt wird. Vor allem auf den Almen war es oft die einzige Möglichkeit Krankheiten zu bekämpfen. Fernab der Zivilisation hatte man alle Zutaten die man für Umschläge benötigt zur Hand oder konnte sie der Natur entnehmen. Am häufigsten wurden sie als fiebersenkendes Mittel, zum Kühlen von Verstauchungen und Entzündungen oder in erwärmter Form als Anregung für die Durchblutung verwendet.
Auch das Material der verwendeten Tücher – Baumwolle oder Leinen empfehlenswert – sowie die Anwendungsstelle sind ausschlaggebend für die Effektivität. Die Handhabung ist ganz einfach: Die Zutaten auf ein Geschirrtuch geben oder das Tuch in Flüssigkeit tränken und um die betroffene Stelle wickeln. Die Einwirkzeit ist von Wickel zu Wickel unterschiedlich – grundsätzlich gilt, solange es angenehm beziehungsweise bis die Inhaltsstoffe vertrocknet sind.
Folgende Wickelmethoden waren und sind auf den Almen hierzulande gängig:
Topfenwickel
Der Topfenwickel ist sicherlich die bekannteste Wickel-Methode und wirkt durch seinen Kühleffekt vor allem bei Schwellungen, Entzündungen und als fiebersenkendes Mittel. Sogar bei Sonnenbränden und Rheuma wird ihm eine schmerzlindernde Wirkung nachgesagt. Erwärmt ist der Topfenwickel schleimlösend und deshalb bei Husten, Halsschmerzen oder Gelenksentzündungen wirksam. Meistens wird er als Hals- oder Brustwickel eingesetzt.
Zwiebelwickel
Diese Variante ist etwas untypischer und riecht unangenehm, hilft aber gegen ähnliche Beschwerden wie der Topfenwickel. Gehackte Zwiebeln entweder direkt in ein Tuch geben oder zuerst noch mit Butterschmalz erwärmen. Zwiebelwickel sind vor allem gegen Erkältungen, Atemwegsbeschwerden und Ohrenschmerzen ein probates Mittel, denn die ätherischen Öle entfalten eine antiseptische und entzündungshemmende Wirkung. Selbst das Almvieh wurde mit diesem einfachen Hausmittel behandelt.
Essigwickel
Wider Erwarten fand auch der Essig in der Wickelkultur seine Verwendung – besonders oder gerade weil Essig aufgrund seines gesundheitlichen Aspekts für Mensch und Tier auf keiner Alm fehlen durfte. Er wirkt vor allem entschlackend und desinfizierend und hilft daher gezielt bei Fieber. Für die Anwendung wird das Tuch in einen mit Wasser verdünnten Essig getaucht, auf die betroffene Stelle gegeben und mit weiteren Tüchern umwickelt. Diesen Vorgang sollten man mit entsprechenden Pausen bis zu drei Mal wiederholen.
Kräuterwickel
Speziell auf Almen werden Kräuter gerne und häufig für Wickel verwendet. So wird eigens aus Heublumen ein Sud für die Wickelbehandlung hergestellt und entfaltet dadurch eine desinfizierende Wirkung. Ein Wickel aus naturbelassenen Heublumen lindert Gelenks- und Rheumaschmerzen. Wächst ein Spitzwegerich in Alm-Nähe, dann wird er als Sud ebenfalls für Umschläge benutzt und wirkt bei Insektenstichen und der ersten Wundversorgung wunder. Wenn sich hingegen das Vieh Verstauchungen oder Knochenbrüche zuzieht, kommen vor allem Beinwellblätter zum Einsatz – sie werden zerquetscht und anschließend an das Bein gebunden.