Das ist das Altsteirer Huhn

… Immer wieder kommt es vor, dass Nutztiere trotz ihrer Verwendung in der Landwirtschaft auf der Liste der bedrohten Tierarten landen. Sie sind vielleicht nicht wirtschaftlich genug, oder durch andere, produktivere Rassen ersetzt worden. Das führt dann unweigerlich zu einem Rückgang der Population. So ist es auch beim Altsteirer Huhn, einer alten, traditionellen Hühnerrasse. Wir holen das robuste Landhuhn vor den Vorhang:

Seinen Ursprung hat das Altsteirer Huhn in der Österreich-Ungarischen Monarchie. Es kommt aus der Steiermark, die sich damals über Gebiete des heutigen Österreichs und Sloweniens erstreckte. Während dieser Zeit entwickelten sich in vielen ländlichen Regionen eigenständige Nutztierrassen; oft lokal gezüchtet, um sich an die jeweiligen Bedingungen anzupassen. Vor allem für die kleinen, bäuerlichen Betriebe gezüchtet, verbreitet sich das Altsteirer Huhn in vielen Teilen der Monarchie. Durch die Veränderungen in der Landwirtschaft im 19. Und 20. Jahrhundert werden viele traditionelle Rassen durch moderne Hochleistungsrassen verdrängt. Das Altsteirer Huhn kann sich aber in einigen Gebieten halten. Heute gibt es einige Initiativen zum Erhalt alter Nutztierrassen, um die genetische Vielfalt und das kulturelle Erbe zu erhalten.

Eine der ältesten Hühnerrassen Mitteleuropas
Das Altsteirer Huhn zeichnet sich besonders durch seine Robustheit, gute Anpassungsfähigkeit und Vielseitigkeit aus. Es gehört zu den sogenannten Zweinutzungsrassen. Das bedeutet, dass es sowohl für seine Eier als auch für sein Fleisch beliebt ist. Gleichzeitig sind Zwiehühner weniger leistungsfähig als spezialisierte Rassen (Masthühner oder Legehühner), dafür aber robuster, oft langlebiger und ideal für kleinere Betriebe oder Selbstversorger-Höfe.

Und so sieht’s aus:
Das Altsteirer Huhn ist ein mittelgroßes, kräftiges Huhn, mit elegantem Aussehen. Es gibt dabei zwei Hauptfarbschläge: weiß und braun (wildfärbig)

Das Altsteirer Huhn hat einen breiten und tiefen Körper, der Schanz wird hochgetragen. Der mittelgroße Kopf hat einen kleinen, gut ausgeprägten Wickelkamm (Rosenkamm), Hähne besitzen einen kleinen, regelmäßig gezackten Einfachkamm (häufigste Kammart bei Hühnern; steht aufrecht, flach und erinnert an eine Krone) und einen breiten Schwanz mit reichlich Haupt- und Nebensicheln.

Die Beine sind meist gelb und ohne Gefieder, die Augen können orange bis rot gefärbt sein.

braun: Hennen sind insgesamt in Brauntönen gehalten, wobei das Gefieder oft ein gesprenkeltes Muster aufweist, die Hähne haben dazu im Gegensatz eine tiefschwarze Brust, ein leuchtend rotbraunes Gefieder am Hals, Rücken und auf den Flügeln. Der Schwanz ist schwarz mit grünem Schimmer.

weiß: Das Gefieder der weißen Variante ist bei beiden Geschlechtern reinweiß. Ansonsten gibt es in Körperstruktur oder Charakter keine Unterscheidungen zum wildfarbigen Altsteirer Huhn.

Fleisch und Eier
Die Hennen legen im Schnitt 150 – 180 Eier im Jahr; weniger als bei modernen Legehennen. Die Eier sind (creme-)weiß und wiegen etwa 55 Gramm.

Das Fleisch gilt als besonders schmackhaft und weist eine gute Qualität auf. Da die Hühner langsam wachsen, ist das Fleisch aromatischer als von den typischen Masthühnern. Hennen erreichen meist ein Gewicht von rund 2 Kilogramm, Hähne etwa mehr, 2,5 Kilogramm.

Verhalten und Haltung
Damit das Altsteirer Huhn ein glückliches Huhn sein kann, braucht es einen großen Lebensraum, der gut strukturiert ist; mit Hecken, Büschen, Wiesen, Bäumen, Sand und/oder Schotterflächen und besonnte Böschungen. Das Altsteirer Huhn hält sich das ganze Jahr über gerne im Freien auf und bahnt sich im Winter bei viel Schnee tiefe Bahnen vom Stall zu den Lieblingsplätzen. Das Altsteirer Huhn kann hervorragend und weit fliegen, daher sind auch hohe Zäune kein Hindernis. Während der Mittagsstunden hält das Altsteirer Huhn gerne Mittagsschlaf und zwischen 16 und 18 Uhr ist der Tag dann auch vorbei und das Altsteirer Huhn kommt zurück in den Stall. Das Altsteirer Huhn ist sehr aktiv und liebt es, im Freien zu scharren und nach Futter zu suchen. Dank des ausgezeichneten Bruttriebs der Hennen sind bis zu drei Bruten pro Jahr möglich. Etwa 5 – 15 Kücken versorgt die Glucke dabei. Von Anfang an lernen die Kleinen (bereits während der ersten Tage im Stall), alles Überlebenswichtige von der Mutter, von der Futtersuche bis zum Feindverhalten.

Bei jedem Schatten, der erscheint, flüchtet das Altsteirer Huhn in Gebüsche oder unter Hecken. Für eine artgerechte Haltung ist daher ein gut strukturierter Lebensraum besonders wichtig.

Das Altsteirer Huhn heute
Aktuell wird die Rasse auf verschiedenen Roten Listen gefährdeter Nutztierrassen geführt. Die genaue Anzahl der Altsteirer Hühner variiert je nach Quelle und Liste und Region. Oft sind es nur wenige engagierte Bauern oder Züchter, die sich für den Erhalt des Altsteirer Huhns einsetzen.

Bildrechte: Irene Hochrathner

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