Kräftig, mittelgroß, weiß; der Kopf unbewollt und stark geramst, also gewölbt. Die Ohren mittellang, und leicht abstehend. Besonderes Kennzeichen: schwarze Flecken um die Augen (Brillen), und an den Ohren; manchmal auch an den Lippen.
Ein Zuchtwidder kann schon an die 100 kg auf die Waage bringen. Mutterschafe immerhin 85. So sieht das Kärntner Brillenschaf aus.
Woher es kommt und wohin es ging
Ursprünglich kommt das Kärntner Brillenschaf aus dem Gebiet der Südlichen Kalkalpen in Kärnten. Dort hat die Schafzucht seit jeher eine große Bedeutung, da ein Großteil der Weideflächen für Rinder ungeeignet sind. Zu steil und zu karg für Rinder, sind die Schafe eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung
Entstanden ist das Kärntner Brillenschaf aus einer Kreuzung zwischen dem alten Landschaf und dem Bergamaskerschaf und insbesondere dem Paduaner Seidenschaf hervor. Es ist ein sehr beliebtes Schaf und bis nach Frankreich und in die Schweiz weitverbreitet. Die Menschen schätzen das Tier aufgrund seiner Robustheit, Größe und hervorragenden Fleischqualität.
Dann, mit Beginn des 2. Weltkrieges, gilt ein „reinweißes Schaf“ plötzlich als oberstes Zuchtziel und das Schaf mit dem gefleckten Gesicht verschwindet zusehends.
Rückkehr des Kärntner Brillenschafs
Es gleicht einem großen Zufall, dass Mitte der 1980-Jahre einige Schafzüchter noch wenige Exemplare der fast ausgestorbenen Schafrasse finden. Mit nur 21 weiblichen und sieben männlichen Tieren beginnt die Wiederaufzucht der beliebten Schafrasse. Diese Erhaltungszucht gestaltet sich mühsam, denn um eine zu starke Inzucht zu vermeiden, suchen die Schafzüchter auch im Ausland, vor allem in Bayern und später in Slowenien, auf die Suche. 1990 kommt der erste Widder aus Slowenien nach Österreich, nur zwei Jahre später ein weiterer Bock und fünf weibliche Tiere.
So steigt die Zahl der Kärntner Brillenschafe noch im selben Jahr auf 150 Tiere. 1995 gründen die fleißigen Züchter denn „Verein der Kärntner Brillenschafzüchter Alpen-Adria“.
Und heute?
In ganz Österreich haben die Schafzüchter viel erreicht. So gibt es aktuell rund 250 Schafzüchterinnen und Schafzüchter und insgesamt rund 4.500 Zuchttiere, die den Fortbestand der alten Schafrasse garantieren. Gerade dadurch, dass die Tiere traditionell und extensiv in den alpinen Regionen gehalten werden, tragen sie damit zur Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft bei.
Das Kärntner Brillenschaf gehört mit über 40 anderen Tierrassen zu den gefährdeten Nutztierrassen in Österreich. Neben dem Kärntner Brillenschaf in der Kategorie „Großtiere“ (Rind, Pferd, Schwein, Schaf und Ziege) ist der Kurzhaarpinscher (altösterreichische Landhunderasse) ausgezeichnet worden.
Fotos: Kärntner Schaf- und Ziegenzuchtverband
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