Am Himmel, wenn das mal nicht eine passende Ortsangabe für eine Alm ist. In den Türnitzer Alpen, unweit des bekannten Stiftes Lilienfeld, betreut Bernhard Hanak schon den 10. Sommer über im Auftrag der Weidegenossenschaft Zögersbach ca. 70 Mutterkühe mit ihren Kälbern. Unser Almfuchs hat den diplomierten Organisten, Musiklehrer und Almchronisten besucht. Wie er den Klang der Alm empfindet hat uns Bernhard in diesem Videobeitrag hier verraten.
Die Himmelalm liegt tatsächlich „überirdisch“ schön. Ziehende Wolken und eine scheue Sonne im Wechselspiel heben bei unserem Besuch im Sommer 2023 die Wirkung dieses wunderschönen Stückes Alm noch zusätzlich. Bernhard Hanak, der „Halter“ der Alm, wie sie sagen im Osten und Süden Österreichs, hat uns schon im Tal unten beim kleinen Weiler Lehenrotte abgeholt und den verschlungenen Almweg hinauf geleitet.
Alm zwischen 700 und 900 Metern Seehöhe
„Hinauf“ ist für mich als Tiroler gewissermaßen relativ, denn besonders hoch heroben sind wir freilich nicht zwischen 700 und 900 Metern Seehöhe. Die Himmelalm war ja auch nicht immer eine Alm, wie uns Bernhard wissen lässt. Über ihre wechselvolle Geschichte weiß niemand besser Bescheid. Er hat sogar ein wunderschönes Buch über seine Alm mitverfasst und sich dafür durch Archive des Stiftes Lilienfeld gewühlt. Das herrlich bebilderte Buch ist leider vergriffen und ich bin ergriffen als mir Bernhard zum Andenken an meinen Besuch eines seiner Autorenexemplare mit auf den Heimweg gibt.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Gebiet „am Himmel“ bereits im Jahr 1317. Bis ins frühe 20. Jahrhundert gab es auf dem heutigen ca. 70 Hektar umfassenden Almareal zwei gemauerte Bauernhöfe. Die Geschichte der Himmelalm beginnt denn auch erst im Jahr 1921. Heute, gut 100 Jahre später, liegt ihr Geschick in den Händen der Zögersbacher Grundbesitzer, des langjährigen Halters Bernhard und nicht zuletzt der fleißigen Weidetiere, die eine Alm erst zur Alm machen.
„Habe mir diesen Traum erfüllen dürfen“
Das weiß keiner besser als Bernhard, der sich liebevoll um seine Mutterkühe annimmt Tag für Tag und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt. „Nach dem Studium und meiner Tätigkeit im Stift Lilienfeld hat sich das auf der Himmelalm aufgetan und ich habe mir diesen Traum erfüllen dürfen. Das war nicht selbstverständlich. Ich bin auch nicht gleich für würdig befunden worden, als Quereinsteiger mit der Almhalterei. Das Vertrauen habe ich mir erste erarbeiten müssen“, erzählt Bernhard.
Die rund 70 Mutterkühe aus dem Traisental und Pielachtal verlangen dem in sich ruhenden Almhalter während des Sommers so einiges ab. Denn zwischen zehn bis 15 Geburten, „Abkalbungen“, wie Bernhard richtig sagt, sind es hier heroben pro Almsaison. „Die Abkalbungen sind für mich als Halter die größten Herausforderungen, weil man besonders nachschauen muss. Es ist jedes Mal ein Geschenk, wenn man zurechtkommt.“
Aber nicht nur für seine Mutterkühe und jungen Kälbchen ist Bernhard da. „Sonn- und Feiertags steht das Almhaus jedem offen, da kommen die Bauern. Es ist ein traditioneller Frühschoppen-Stammtisch. Dann kommen auch Wanderer vorbei.“ Als alles andere denn überlaufenes Wanderziel erfreut sich die Alm nämlich bei Einheimischen und Wandergästen aus dem nicht allzu fernen Großraum Wien großer Beliebtheit. An den Wochenenden verwöhnt Bernhard deshalb Gäste mit typischem Jausenbrettl, saisonalen Wild- und Rindfleischspezialitäten aus der umliegenden Jagd bzw. Weide. Aber auch Schweinsbraten und hausgemachte Kärntner Kasnudeln finden sich im Angebot.
Kärntner Kasnudeln in Niederösterreich
Die Kasnudeln kommen nicht von ungefähr auf die Himmelalm. Sie sind ein kulinarischer Gruß des nach Niederösterreich „Zuagroasten“ Bernhard Hanak aus seiner Kärntner Heimat. Für uns bereitet Bernhard aber einen wunderbar aromatischen Alt-Wiener Suppentopf mit Original Weiderind von seiner Himmelalm zu. Und schon wieder fühle ich mich wie im Himmel…
Landwirtschaft in Niederösterreich: Da mag man ans Weinviertel denken, an wogende Ähren, endlose Weizenfelder, ans Marchfeld, wo unser Gemüse wächst, ans Waldviertel mit seinen Erdäpfeln, ans Mostviertel… Niederösterreich ist zweifellos das agrarische Bundesland schlechthin. Aber, wie unter anderem die Himmelalm beweist, auch wunderschöne Almen hat Niederösterreich zu bieten.
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