An der italienischen Grenze gelegen, ist die Watschiger Alm ein gern besuchtes Ausflugsziel im Sommer. Nicht nur wir Menschen genießen hier die saftig grünen Almflächen. Die 45 Kühe, die hier ihre Sommerresidenz haben, werden gut betreut, wie ich mich schon nach kürzester Zeit hier heroben überzeugen kann.
Elisabeth Buchacher, eine Gailtaler Bäuerin, hat seit Jahren die Watschiger Alm gepachtet. Sie zieht mit ihren eigenen Pinzgauer Kühen und zusätzlichen Lehnkühen den Sommer über hier herauf und „schupft“ als Sennerin den Laden mit sichtlich kräftigen Armen und viel Herzenswärme. Diese spüre ich ganz besonders im Umgang mit ihrem ebenso fleißigen, wie qualifizierten Almteam. Ganz flache Hierarchie würde man im trockenen Betriebswirtschafts-Deutsch sagen, wie sie auf Almen nicht immer anzutreffen ist. Die Frauen hier verstehen sich bestens.
„Eine Käsealm ist Knochenarbeit“
„Alleine ist so eine Käsealm gar nicht zu bewältigen. Das bedeutet nämlich Knochenarbeit. Es braucht ganz viele Handgriffe. Ich habe noch zwei nette Damen, Hannah und Alina, die mich tatkräftig unterstützen. Auch meine Familie ist da, hilft mit und packt an, wo Not am Mann ist“, erzählt Elisabeth Buchacher im Videointerview.
Nein, als „Milchmädchen“ wollen sie lieber nicht bezeichnet werden: Alina Kofler und Hannah Pross, die beiden jungen Frauen, die zusammen mit Elisabeth ihren Fleiß und ihr handwerkliches Können ganz in den Dienst der Watschiger Alm sowie der Herstellung des Gailtaler Käse g.U. und weiteren Käsespezialitäten stellen.
„Die Milch ist ein lebendiges Produkt“
„Das Handwerk der Käserei ist sehr spannend. Die Milch ist ein lebendiges Produkt. Erst während dem Käsen sieht man, wie sie sich verhält. Aus Milch kann man so viele Produkte herstellen, Joghurt, Topfen, Almkäse. Milch ist so vielfältig. Da ist es immer auch eine Überraschung, was herauskommt“, sagt die Sennerin mit sichtlichem Stolz.
Hannah Pross arbeitet bereits den dritten Sommer hier heroben und ist ganz besonders für das Wohl der Kühe und das „Weidemanagement“ zuständig. Für sie ist es nicht weniger als ein kleines, schönes Wunder, dass aus dem frischen Weidegras ihrer geliebten Kühe über mehrere „Metamorphosen“ zuletzt der goldgelbe Käse entsteht. Da bin ich ganz bei ihr. Und nicht erst nachdem mir Elisabeth eine Scheibe gut gereiften Gailtalers vom letzten Almsommer vor die Nase hält und ich ihn dann mit großem Genuss am Gaumen zergehen lasse.
Alina Kofler, so wie Hannah ausgebildete Landwirtin, geht nach dem morgendlichen Melken der 45 Kühe, das im Normalfall alle drei Frauen zusammen erledigen, der „Käse-Alchemie“ in der gut eingerichteten kleinen Almsennerei nach. Hier zaubert sie eine ganze Palette an Frischkäsen aus der Almmilch und teilt sich mit Elisabeth die zeitauwendige Pflege des großen Stolzes und wichtigsten Produktes der Alm, des Gailtaler Almkäses g.U.
Die verantwortliche Hand auf diesen „Goldschatz“ hat Elisabeth selbst, die so gar nicht boss-mäßige Chefin der Watschiger Alm. Wenn sie den schweren Käse aus dem Kupferkessel hebt unter Zuhilfenahme eines großen Tuches, dessen Enden fest zwischen ihre Zähnen geklemmt sind, dann spannen sich ihre Muskeln: Diese Frau hat Kraft.
Gailtaler Almkäse ist fein würzig
„Der Gailtaler Almkäse ist ein Hartkäse mit einer Naturrinde. Das Besondere daran ist, dass er aus Almrohmilch nur aus dem Gailtal hergestellt wird. Die Milchkühe fressen die besten Almgräser und -kräuter. Der Geschmack hängt vom Alter des Käses ab. Er ist fein würzig und je älter er wird, umso würziger wird er“, erklärt Sennerin Elisabeth.
Kräftig und geschmeidig, so würde ich den wunderbaren Gailtaler Almkäse beschreiben. Wer sich näher über Herstellung und Eigenart desselben informieren will, findet hier einen ausführlichen Beitrag.
Unsere Almen liefern über das ganze Land verteilt, hervorragende, regionale Käsespezialitäten. Berichte davon und zahlreiche Rezeptideen findest du auf unserer Webseite.
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