Er ist ein Urgestein, was das Kärntner Almleben anbelangt. Buchautor und Historiker Werner Koroschitz verbringt seit 30 Jahren die Sommer als Hirte auf einer Alm im Mölltal. In den nächsten Monaten wird er uns von seinem Almalltag auf der Großfragant in der Goldberggruppe berichten.
Am Samstag, am 22. Juli 2023 war ich gemeinsam mit dem Obmannstellvertreter der Agrargemeinschaft, für die ich tätig bin, und dem Hirten von der Nachbaralm beim Kärntner Almwandertag im Elendtal. Die Große und die Kleine Elendalm sind beeindruckende Almgebiete, umgeben von Gletschern und hohen Berggipfeln. Bei den Festreden der Honoratioren war das Raubtier Wolf immer wieder Thema. Die Almflächen in der Großfragant sind lieblicher und auf den ersten Blick weniger gefährlich, als jene in den Elendtälern.
Auftrieb auf die Sadnigalm
Am 15. Juli wurde unser Vieh mitsamt den Pferden auf die höher gelegene Sadnigalm getrieben. Danach gab es Kaffee und hausgemachten Kuchen, eine herzhafte Frigga und Getränke. In drei Wochen geht es weiter auf die noch höher gelegene Schoberalm. Zuvor musste die Sadnigalm mit einem Elektroband abgekoppelt werden. Das heißt über eine Länge von über 300 Metern wurde ein Elektrozaun für eine Woche errichtet, damit die Tiere nicht sofort in die scheinbar vegetationslosen Höhen steigen.
Zaunarbeiten gehen flott voran
Auf einer dieser Höhen, entlang der Sadnigscharte, errichtete ich am 24. Juli bei Kälte, Sturmböen und Regenschauern einen weiteren Elektrozaun. Hat man die Höhe einmal erreicht, ist die Lust unverrichteter Dinge umzukehren, äußerst gering. Inzwischen werden die Zäune auf der Schoberalm gerichtet.
Heuer sind die Zaunstempel kaum vom Winterschnee beschädigt worden, was das Zäunen flott voranschreitet lässt. Außerdem haben mir Freunde geholfen. Die Agrargemeinschaft auf der Astener Seite hat das Vieh eine Woche vor uns auf die Weideflächen, die an die Schoberalm grenzen, getrieben. Deshalb musste der Zaun gemacht werden. Eine Hälfte des Zaunes hat die Astener Agrargemeinschaft zu errichten, die andere Hälfte obliegt der Agrargemeinschaft Großfragant.
Habseligkeiten per pedes auf die Alm geschleppt
Derweil sind auch die restlichen Almsachen (Nahrung, Kleidung – Sommer und Wintersachen – sowie Bettwäsche) per pedes auf die obere Hütte der Schoberalm zu transportieren. Ein Rucksack hat ein Gewicht von rund zwanzig Kilogramm. Es freut mich immer wieder auf‘s Neue, wenn schön langsam sämtliche Sachen oben (rund 2250 Meter Seehöhe) angekommen sind.
Vor dem Übertrieb, der für gewöhnlich am ersten Samstag im August stattfindet, dieses Mal ist es der 5. August, bin ich immer etwas aufgeregt. In Sorge, dass sämtliche Teilnehmer und Teilnehmerinnen, Mensch und Tier, gesund die gefährliche Wegstrecke bewältigen mögen. Die Woche bis zum 5. August sind noch ein paar Zäune zu errichten, ein paar Rucksäcke hinaufzutragen und nebenbei ist noch das Vieh zu beaufsichtigen.
In den nächsten Almmonaten wird Werner Koroschitz weiter von seinen Erlebnissen auf der Großfragant berichten. Seinen ersten Gastbeitrag hier nachlesen, seinen dritten hier. Über sein Buch „Auf der Alm“ hier lesen.
Fotos: Werner Koroschitz / Matthias Rettl
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