Im Mai 2023 wurde Alois Schnaitl 93 Jahre alt. Seine Geburtstage feiert er traditionsgemäß auf der Hatzalm in Maria Alm im Salzburger Pinzgau etwas unterhalb des „Hohen Hundsteins“. Hier verbringt er seit Jahrzehnten die Sommermonate. Die Alm ist für ihn eine Quelle der Gesundheit und das Geheimrezept dafür, dass der „Hatz Lois“ wie ihn alle nennen, mit 93 Jahren noch so gesund und vital ist. Der Text stammt von Petra Fürstauer-Reiter von der Almwirtschaftsberatung Invekos der Landwirtschaftskammer Salzburg.
Die Hatzalm liegt in der Gemeinde Maria Alm auf einer Seehöhe von 1.600 Metern Seehöhe und hat eine Gesamtfläche von 87 Hektar sowie eine Futterfläche von 55 Hektar. Im Sommer weiden ca. 80 Tiere auf der Alm. Die Herde umfasst 45 Mutterkühe mit ihren Kälbern. Auch trotz der Umstellung auf Mutterkuhhaltung wird auf eine ständige Behirtung der Tiere sehr viel Wert gelegt. Den Heimbetrieb, das Hatzgut am Maria Almer Sonnberg, betreibt Enkel Alois Schnaitl jun. mit seiner Familie. Er hat sich als Biobetrieb auf Fleischproduktion von Jungrindern aus Mutterkuhhaltung spezialisiert. Im Rahmen der Direktvermarktung wird hochwertiges Rindfleisch produziert und vermarktet. Zu dieser sehr erfolgreich betriebenen Betriebsstrategie gehört die Alpung der Tiere auf der eigenen Hatzalm und so ist jeder Almtag für Senner „Opa“ Lois ausgefüllt und mit viel Arbeit verbunden.
Almleben – einst und jetzt – der Lois hat beides erlebt
Gerne denkt der Hatz Lois zurück an seine Kindheit, in der er bereits viel Zeit auf der Alm verbracht hat und wo er schon so manches über das Almleben gelernt hat. Damals, als es noch keinen Weg und keine Mechanisierung gab, war Almwirtschaft mit harter, anstrengender Arbeit verbunden. Bis Mitte der 1950er-Jahre wurde auf der Alm noch gemolken und man hat auf der Hatzalm Käse und Butter erzeugt. 1953 wurde die Hütte neu errichtet, bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur eine sehr einfache Hütte mit offener Feuerstelle. Sämtliches Baumaterial das beim Neubau benötigt wurde, musste mit Pferdefuhrwerken vom Tal zur Alm hinaufgebracht werden.
Gerne erzählt Lois von seiner Arbeit auf der Alm. Als junger Bursch musste er jeden Tag, gemeinsam mit den auf der Alm arbeitenden Hirten, schon um drei Uhr morgens zur Hochalm aufsteigen, um dort die Kühe zu melken. Wenn man verschlafen hat und dadurch später auf die Hochalm kam, hatte man die doppelte Arbeit, denn die Kühe waren dann bereits wach und bereits im Gelände unterwegs und es dauerte viel länger bis alle Tiere gemolken werden konnten. Nach dem Melken musste die Milch zur Hütte zurückgetragen werden, wo sie dann verarbeitet wurde. Kannen mit 40 bis 60 Liter Milch wurden festgeschnallt und mit diesem Gewicht am Rücken war es mühsam über die steilen Almflächen abzusteigen. Der auf der Alm erzeugte Käse wurde dann im Herbst im Tal verkauft. Die aus der Almmilch gewonnene Butter hat man alle zwei Wochen abgeholt und bei dieser Gelegenheit wurde das Almpersonal mit Proviant versorgt.
Seit 1965 ist die Alm durch einen Weg erschlossen, der 1967 bis zur Hütte der Hatzalm erweitert wurde. Lois sieht das als Meilenstein in der Entwicklung der Almbewirtschaftung. Vieles ist dadurch einfacher geworden, auch wenn die finanzielle Belastung durch den Wegebau eine sehr große war. Die Tiere werden trotzdem jedes Jahr im Mai vom Hatzbauernhof zur Alm und nach dem Almsommer zurückgetrieben.
Seit 30 Jahren jeden Sommer auf der Alm
Seit 30 Jahren ist Lois nun jeden Sommer durchgehend von Mai bis Oktober auf der Alm. Er zäunt, führt Schwendarbeiten durch und betreut die Rinder. Auf der Alm zu arbeiten ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Aber Lois kennt jeden Winkel seiner Alm und hat gelernt das Wetter richtig einzuschätzen, um seine Tiere zu schützen. Er hat den nötigen Respekt vor den Tieren und der Natur. Lois spürt auch die Veränderungen und spürt, dass es auf der Alm wärmer geworden ist. Sein Blick schweift sorgenvoll in die Umgebung. Er beobachtet seit Jahren wie schnell wertvolle Weideflächen zuwachsen und verbuschen. Ein früher Auftrieb auf die Alm ist seiner Meinung nach sehr wichtig. Dies nicht nur, weil sich der Lois jedes Frühjahr schon auf das Almleben freut, sondern auch um die wertvollen Almflächen frühzeitig zu beweiden und vor Verbuschung zu schützen.
Froh ist der Hatz Lois, dass Almwirtschaft nun wieder als wichtiger Betriebszweig der Landwirtschaft erkannt wird, denn es gab auch schon Zeiten, in denen die Almwirtschaft an Wertschätzung verloren hat. Als er selbst Bauer am Hatzgut war, hat es Jahre gegeben in denen kein fixer Hirte auf der Alm war, denn jede helfende Hand wurde zu Hause gebraucht. Die fehlende Arbeitskraft auf der Alm und damit verbunden weniger Almpflegemaßnahmen haben sich damals nicht gut auf die Almfläche ausgewirkt.
Wichtig sind die Almen auch für den Tourismus, davon ist Lois überzeugt. Die Hatzalm liegt zwar nicht weit vom beliebten Ausflugsziel – dem Hundstein – entfernt, doch der Weg zum Hundstein führt nur an der Hochalmgrenze vorbei. Die Sorglosigkeit mancher Wanderer verärgert ihn manchmal. Er wünscht sich mehr Rücksichtnahme auf den Lebensraum der Tiere und dass die Wanderer und Radfahrer auf den gekennzeichneten Wegen bleiben. Das alleine würde schon viele Unfälle vermeiden.
Essen und Trinken hält Leib und Seele z’am
Der Lois hat nicht nur eine gute Hand für das Vieh, sondern er hat auch seine Hütte im Griff. Er kocht und versorgt sich in den Sommermonaten meistens selbst. Stolz ist er auf seinen eigenen kleinen Gemüsegarten. Dort findet man Schnittlauch, Kartoffeln und Salat. Dieses Jahr haben ihm allerdings ein paar Hasen sein Gemüsebeet geplündert und so musste Lois diesen Sommer auf Salat verzichten. Er kocht sich Knödel, Muas oder eine gute Suppe, denn für die Arbeit auf der Alm braucht man genügend Kraft.
Lois genießt das ruhige Leben auf der Alm. Trotzdem fühlt er sich dort oben nicht allein, denn er bekommt natürlich auch sehr viel Besuch. Seine Kinder, Enkel und Urenkel besuchen ihn oft, sitzen gerne mit ihm vor der gemütlichen Almhütte und lauschen seinen Erzählungen. Die Alm ist für den Hatz Lois etwas, was ihn erfüllt, zufrieden und glücklich macht. Möge Gott ihm die Gesundheit geben, dass er noch viele Jahre im Frühjahr als Senner auf die Alm ziehen kann.
Fotos: Petra Fürstauer-Reiter
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